Bürgerkrieg eskaliert
14. November 2008Die Lage in Somalia eskaliert: Die militanten Islamisten der Al-Shabaab-Bewegung gewinnen wieder an Boden. Am Freitag (14.11.2008) rückten ihre Kämpfer weiter auf die Hauptstadt Mogadischu zu. In der Nähe sollen äthiopische Soldaten in Stellung gegangen sein. Die Friedensbemühungen der Vereinten Nationen drohen damit zu scheitern.
Die Islamisten hatten vorige Woche ihren Vormarsch begonnen. Im Süden des Landes konnten sie seitdem große Geländegewinne erzielen. Nach Berichten somalischer Medien haben die Al-Shabaab-Kämpfer am Donnerstag die Stadt Elasha 17 Kilometer südwestlich von Mogadischu eingenommen. Laut Augenzeugen waren regierungstreue Truppen geflohen, nachdem mehr als 100 schwer bewaffnete Kämpfer der Al-Shabaab in der Nacht in Elasha eingefallen waren.
Scharia eingeführt
Nach Berichten somalischer Medien führten die Islamisten in der strategisch wichtigen Hafenstadt Merka die Scharia-Gesetzgebung ein. "Alle Einwohner sind verpflichtet, fünf Mal am Tag zu beten, alle anderen Geschäfte müssen zu diesen Zeiten ruhen", erklärte einer der islamistischen Führer. Außerdem sollen Vergehen künftig ausschließlich nach dem islamischen Recht geahndet werden, das wegen seiner drakonischen Strafen weltweit berüchtigt ist.
Die Islamisten hatten Merka am Mittwoch kampflos eingenommen. Merka liegt nur 100 Kilometer entfernt von der Landeshauptstadt Mogadischu. Wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete, brachten Hunderte Kämpfer der Al-Shabaab das Hauptquartier der Polizei in ihre Gewalt.
Rotes Kreuz warnt vor Hunger
In Somalia herrscht seit 1991 Bürgerkrieg. Die somalische Übergangsregierung in Mogadischu wird militärisch von der äthiopischen Armee geschützt, die Ende 2006 einmarschiert war und die Union der Islamischen Gerichte aus der Hauptstadt vertrieben hatte. Seitdem liefern sich äthiopische Truppen und islamistische Kämpfer immer wieder Gefechte. Die Al-Shabaab erkennt das Waffenstillstandsabkommen nicht an, das die Regierung Ende Oktober mit gemäßigten Islamisten geschlossen hat. Das Abkommen hatten die Vereinten Nationen vermittelt.
Das Rote Kreuz warnte unterdessen, dass sich die Versorgung mit Lebensmitteln in Somalia in den vergangenen Wochen rapide verschlechtert habe. Ursache seien eine lange Dürreperiode und die andauernden Kämpfe, sagte ein Sprecher des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) am Freitag in Genf. Die Hilfsorganisation kündigte an, demnächst 435.000 Menschen in Somalia mit Lebensmitteln zu versorgen sowie Decken und Geschirr zu liefern. (det)