Islamisten im Visier von Scotland Yard
24. Mai 2013Die britische Polizei arbeitet fieberhaft an der vollständigen Aufklärung der brutalen Ermordung eines Soldaten. "Dies sind große und komplexe Ermittlungen, die sich schnell verändern können", erklärte Scotland Yard. Man verfolge zahlreiche Spuren. Am Donnerstagabend wurden zwei weitere Verdächtige festgenommen, ein Mann und eine Frau, beide 29 Jahre alt. Sie wurden von der Polizei verhört. Mehrere Wohnungen in verschiedenen Teilen Londons und in der Grafschaft Lincolnshire wurden durchsucht.
Die beiden Hauptverdächtigen, die 22 und 28 Jahre alt sein sollen, liegen unter scharfer Bewachung weiter im Krankenhaus. Die Polizei hatte sie am Mittwoch angeschossen, nachdem die Männer mit den mutmaßlichen Tatwaffen in der Hand bei dem ermordeten Soldaten angetroffen wurden. Beide Hauptverdächtigen hätten keine lebensgefährlichen Verletzungen, heißt es. Bisherige Ermittlungen deuten auf eine Tat mit islamistischem Hintergrund hin. Die mutmaßlichen Täter hatten entsprechende Parolen gerufen. Bei den Männern soll es sich um britische Staatsbürger mit Verbindungen nach Nigeria handeln. Sie waren der Polizei bekannt.
"Keinerlei Basis im Islam"
Mehrere muslimische Gruppen in Großbritannien verurteilten den mutmaßlichen Terrorangriff scharf. Eine solche barbarische Tat habe keinerlei Basis im Islam, betonte der britische Muslimrat. Die Polizei müsse dafür sorgen, dass keine Spannungen hochkochten. Der Rat betonte zudem, dass Muslime seit langem als Soldaten in der britischen Armee arbeiteten, und dies mit Stolz täten.
Der getötete 25-jährige Soldat war unter anderem mit einem Fleischerbeil attackiert worden. Er war Vater eines zweijährigen Sohnes und nach Angaben des britischen Verteidigungsministeriums 2009 in Afghanistan und danach auch in Deutschland stationiert.
Auch Deutsche in Gefahr?
Ein extremistisch motivierter Angriff auf einen Soldaten wie in London könnte laut Deutscher Polizeigewerkschaft auch auf die Bundeswehr zukommen. "Auch deutsche Soldaten sind ein potenzielles Anschlagsziel", sagte Vize-Gewerkschaftsvorsitzende Hermann Benker der "Neuen Osnabrücker Zeitung".
Mit dem Blick auf das Champions-League-Finale am Samstag in London rief Benker deutsche Fußballfans dazu auf, nicht in Panik zu geraten. "Wer Karten hat, sollte sich nicht abschrecken lassen, sondern hinfahren."
Pakistanisches Flugzeug umgeleitet
Am Freitag sorgte die erzwungene Umleitung eines pakistanischen Flugzeugs auf den Flughafen London Stansted für große Aufregung. Nach der Landung der Maschine, die von zwei britischen Kampfjets eskortiert worden war, nahm die Polizei zwei Passagiere fest. Ihnen werde Gefährdung des Luftverkehrs vorgeworfen, teilte die Polizei mit. Das Flugzeug sei auf dem Rollfeld isoliert worden. Nach Angaben des Flughafens wurde niemand verletzt.
Der Vorfall in der Maschine der Fluggesellschaft PIA, der zu der Umleitung geführt hat, soll nach ersten Erkenntnissen keinen terroristischen Hintergrund haben. Das berichtete die britische Nachrichtenagentur PA unter Berufung auf Behördenkreise. Das Flugzeug mit 297 Passagieren war auf dem Weg von Lahore nach Manchester. Das Verteidigungsministerium in London erklärte, der Pilot habe ein Signal gesendet, das zum Aufstieg der Jets geführt habe.
Ein Mitreisender berichtete inzwischen im privaten Sender Geo TV, es habe an Bord einen Streit von Reisenden mit der Crew gegeben. "Zwei Passagiere hatten Streit mit der Besatzung, was dem Piloten gemeldet wurde", sagte Noman Rizvi. "Der Pilot alarmierte die Flugleitung in Manchester über den Vorfall, und das Flugzeug wurde umgeleitet."
wa/GD/kle (dpa, afp)