Kulturzerstörung in Mali vor Weltstrafgericht
26. September 2015Der Angeklagte soll als führendes Mitglied der mit Al-Kaida verbündeten Rebellengruppe Ansar Dine zehn Heiligengräber und eine Moschee zerstört haben, teilte der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag mit.
Die Heiligtümer gehörten zum UNESCO-Weltkulturerbe. Sollte der Verdächtige vor Gericht kommen, wäre es der erste Prozess des IStGH wegen der Zerstörung von religiösen Bauwerken und historischen Monumenten. Die Taten seien schwere Kriegsverbrechen, betonte die Chefanklägerin Fatou Bensouda. "Es geht um einen eiskalten Anschlag auf die Würde und Identität ganzer Bevölkerungen und ihrer religiösen und historischen Wurzeln."
Verehrung von Heiligen als Götzendienst
Der Angeklagte Ahmad Al Faqi al Mahdi, auch bekannt als Abu Tourab, war zuvor in Niger festgenommen worden. Er gehört der Volksgruppe der Tuareg an und soll zwischen Juni und Juli 2012 an der Zerstörung von neun Mausoleen und einer Moschee in Timbuktu beteiligt gewesen sein. Dafür soll er eng mit einem islamistischen "Gericht" zusammengearbeitet haben, das die Zerstörung der Kulturstätten angeordnet hatte. Die radikalen Islamisten betrachten die Verehrung von Heiligen als Götzendienst. Die Regierung von Mali hatte den Internationalen Strafgerichtshof mit den Ermittlungen beauftragt.
Die Wüstenstadt Timbuktu war jahrhundertelang ein wichtiges Kulturzentrum des Islams. Timbuktu erlebte seine Blütezeit im 15. und 16. Jahrhundert. Die UN-Kulturorganisation UNESCO, die Timbuktu zum Weltkulturerbe zählt, begann 2014 mit der Rekonstruktion der zerstörten Stätten.Der Angriff auf die Bauwerke hatte international Entsetzen ausgelöst.
pab/jj (afp, dpa)