ISIS lässt Inderinnen frei
4. Juli 2014"Letztlich hat die Hoffnung triumphiert", sagte ein Vertreter des indischen Außenministeriums in Neu Delhi zur Freilassung der Krankenschwestern. Die indische Regierung habe ein Charterflugzeug nach Erbil im nordirakischen Kurdengebiet geschickt, um die Frauen am Samstagmorgen nach Hause zu fliegen (Das Artikelbild zeigt die Schwestern bei ihrer Ankunft im Irak 2012).
Die Krankenschwestern waren bei der Einnahme der Stadt Tikrit durch die sunnitische Dschihadistengruppe "Islamischer Staat im Irak und in Syrien" (ISIS) vor drei Wochen in die Gewalt der Rebellen geraten. Später wurden sie in die nördliche Großstadt Mossul gebracht. Von dort werden sie nun in die kurdische Regionalhauptstadt Erbil gefahren. Über die näheren Umstände der Freilassung der Krankenschwestern wurden keine Angaben gemacht.
Weiter Ausländer in Händen von ISIS
Nach Mitteilung eines indischen Diplomaten ist eine Gruppe von 39 indischen Arbeitern in Mossul weiter in der Gewalt der ISIS-Kämpfer. Am Donnerstag hatte die islamistische Terrormiliz 32 im Irak entführte türkische Lastwagenfahrer auf freien Fuß gesetzt. In der Hand der Rebellen sind jetzt noch 49 türkische Staatsbürger, die ISIS am 11. Juni bei der Erstürmung des türkischen Konsulats in Mossul als Geiseln genommen hatte.
Die ISIS-Kämpfer und verbündete sunnitische Gruppen hatten im Juni weite Teile im Westen und Norden des Iraks unter ihre Kontrolle gebracht. Inzwischen ist es der irakischen Armee gelungen, die Offensive der Extremisten abzubremsen. In der Nähe der strategisch wichtigen Stadt Tikrit konnten die Streitkräfte nach eigenen Angaben die Aufständischen zurückzudrängen. Die Armee habe dort das Dorf Audscha von Aufständischen befreit, teilte ein Militärsprecher mit. Audscha ist das Heimatdorf des früheren Machthabers Saddam Hussein, seine Eroberung ist symbolträchtig.
Viele Tote bei Kämpfen
Tikrit selbst blieb aber unter Kontrolle der ISIS-Kämpfer. Bei den Gefechten seien 30 Rebellen getötet worden, teilte die Armee weiter mit. Die Regierungstruppen kontrollierten nun die wichtige Verbindungsstraße zwischen Samarra und Audscha, hieß es. Samarra liegt nur 100 Kilometer von der Hauptstadt Bagdad entfernt.
Im Bürgerkriegsland Syrien, in dem ISIS gegen die Truppen von Machthaber Baschar al-Assad, aber auch gegen nicht-islamistische Regimegegner kämpft, haben die Extremisten offenbar die Kontrolle über alle wichtigen Gas- und Ölfelder erlangt. Nach Angaben der "Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte" mit Sitz in London verdrängten die Dschihadisten konkurrierende andere Milizen aus der an den Irak angrenzenden Ostprovinz Deir Essor. Dort liegen die besonders großen Ölfelder Tanak und Al-Omar.
Auch im Irak befinden sich wichtige Ölfelder unter Kontrolle von ISIS. Offenbar haben die Aufständischen schon damit begonnen, Öl aus diesen Quellen zu verkaufen. Dort hält Regierungschef Nuri al-Maliki unterdessen eisern an seinem Amt fest - ungeachtet der Krise im Land. "Ich werde meine Kandidatur für den Posten des Ministerpräsidenten niemals aufgeben", hieß es in einer im Fernsehen verlesenen Erklärung Malikis. "Ich werde ein Soldat bleiben und die Interessen des Iraks und seines Volkes im Angesicht der Terroristen und ihrer Verbündeten verteidigen", teilte er mit. Maliki, einem Schiiten, wird vorgeworfen, die Sunniten zu benachteiligen und damit den Vormarsch der sunnitischen ISIS begünstigt zu haben.
wl/det (dpa, afp, rtr)