1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

IS-Terror in Australien?

Esther Blank18. September 2014

Der größte Anti-Terror-Einsatz in der australischen Geschichte, und das am Tag der Entsendung australischer Truppen gegen die IS-Miliz – eine direkte Verbindung sieht Premierminister Tony Abbott aber nicht.

https://p.dw.com/p/1DFJV
Australien Festnahmen bei Anti-Terror-Razzien 18.09.2014
Bild: Reuters/D. Gray

"Es gibt in diesem Land Netzwerke von Menschen, die uns Schaden zufügen wollen, obwohl sie hier leben und den australischen Lebensstil genießen," sagte Abbott.

Der Premierminister verabschiedete mit Oppositionsführer Bill Shorten am Abend 600 australische Soldaten, darunter Sonderkommandos, die den "Kampf gegen die IS-Terroristen im Irak" unterstützen sollen. Premier Abbott bezeichnete die Truppe als "langen, starken Arm" Australiens. Der Chef der australischen Streitkräfte, Air Chief Marshal Mark Binskin, nannte den Einsatz der Soldaten im Irak eine "kriegsähnliche Mission".

Australiens größter Anti-Terror-Einsatz

Am frühen Morgen des gleichen Tags hatten fast 900 australische Polizisten zahlreiche Häuser, Wohnungen und Geschäftsgebäude in Sydney und Brisbane durchsucht. 15 Personen überwiegend afghanischer Herkunft wurden dabei festgenommen, neun sind inzwischen wieder frei.

Gegen zwei junge Männer wurde Anklage erhoben. Die Staatsanwaltschaft beschuldigt den 22-jährigen Omarjan Azari aus Sydney, einen Terrorakt vorbereitet zu haben, der "Schock, Angst und Schrecken" auslösen sollte. Demnach hatten die Festgenommenen geplant, wahllos herausgegriffene Australier auf der Straße zu entführen und vor laufenden Kameras zu köpfen. Die Videos sollten zur Veröffentlichung an die IS-Milizen im Irak geschickt werden.

Die Staatsanwaltschaft berief sich auf einen abgefangenen Telefonanruf: Mohammad Ali Baryalei, ein ehemaliger afghanischer Flüchtling, zwischenzeitlich Schauspieler und "Rauswerfer" im Rotlichtviertel von Sydney und nun Mitglied der IS-Milizen, soll die Hinrichtungen australischer Staatsbürger angeordnet haben.

Federal Police Acting Commissioner Andrew Colvin bei der Pressekonferenz (Foto: EPA/JOEL CARRET)
Pressekonferenz der australischen Polizei nach der Anti-Terror-RazziaBild: picture-alliance/dpa/J. Carret

Generalstaatsanwalt George Brandis erklärte, die Geheimdienste seien bereits im Mai auf eine "Gruppe von Menschen aufmerksam geworden, die Angriffe auf einzelne Australier" in Australien geplant hätten - lange vor dem Entschluss der Regierung, Truppen in den Kampf gegen die IS-Miliz zu schicken.

Verschärfte Anti-Terrorgesetze geplant

Einer aktuellen Meinungsumfrage zufolge befürwortet eine knappe Mehrheit von 54 Prozent der Australier die Entsendung der Truppen. Vor allem Frauen und jüngere Menschen sind dagegen.

Nach Einschätzung des australischen Geheimdienstes ASIO sollen sich 60 bis 70 Australier der IS-Miliz und anderen Terrorgruppen im Nahen Osten angeschlossen haben. Die Abbott-Regierung plant eine Verschärfung der ohnehin bereits drakonischen Anti-Terror-Gesetze.

Schon nach den heutigen Regelungen können Festgenommene, die bei Befragungen des Geheimdienstes die Aussage verweigern, bis zu einer Woche festgehalten werden. In Zukunft sollen die Geheimdienste weitergehende Rechte erhalten, das Internet, Soziale Medien und Telefone zu überwachen. Australier, die in bestimmte Krisengebiete reisen wollen, müssen nachweisen können, dass sie dafür gute Gründe haben.

Polizisten sichern Beweismaterial (Foto: AFP/ Saeed Khan)
Polizisten sichern BeweismaterialBild: AFP/Getty Images/S. Khan

Unruhe in einer multikulturellen Gesellschaft

In einigen Teilen Sydneys wurde am Abend gegen die Polizeirazzien demonstriert. In Stadtteil Lakemba waren es mehr als 200 Menschen. Auf Plakaten verlangten sie den "Stopp des Terrors gegen die Muslime."

Premierminister Tony Abbott beschwor alle Australier, besonnen zu bleiben und sich dem "Team Australien" anzuschließen. Der Kampf gegen den Terror habe nichts mit Religion, Glauben oder ethnischen Gruppen zu tun.