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Irlands Wirtschaft wächst stärker als Chinas

10. März 2016

Die irische Wirtschaft hat 2015 zum zweiten Mal in Folge das stärkste Wachstum in der EU verzeichnet. Ökonomen sind zuversichtlich, dass es so weitergehen wird. Allerdings hat das Land derzeit ein Problem.

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Irlands Verbraucher - hier im Dubliner Einkaufszentrum St. Stephens Green - in Kauflaune (Foto: Picture Alliance)
Irlands Verbraucher - hier im Dubliner Einkaufszentrum St. Stephens Green - in KauflauneBild: picture alliance/M.i.S.-Sportpressefoto

Irlands Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist im vergangenen Jahr um 7,8 Prozent gestiegen. Dies teilte das nationale Statistikamt mit. Für Schwung sorgten die sinkende Arbeitslosigkeit und das gute Geschäft der Einzelhändler. Zudem kurbelte der niedrige Euro die Exporte an. Zum Vergleich: Der deutschen Wirtschaft gelang im vorigen Jahr zwar das kräftigste Wachstum seit 2011, sie legte aber lediglich um 1,7 Prozent zu.

Zum Jahresende gab es in Irland noch einen Endspurt: Das BIP kletterte zwischen Oktober und Dezember um 2,7 Prozent zum Vorquartal, nach einem Plus von 1,5 Prozent im Sommer. "Das liegt weit über allen Erwartungen", sagte Chefökonom Dermot O'Leary vom Finanzdienstleister Goodbody Stockbrokers. Vor allem die Konsumenten hätten 2015 für die größte Überraschung gesorgt. Die Verbraucher gaben gut drei Prozent mehr aus.

Staatspleite abgewendet

Irland erreichte damit das stärkste Wachstum seit dem Jahr 2000 – und lag vor dem Chinas, das im vergangenen Jahr mit 6,9 Prozent auf den niedrigsten Wert seit einem Vierteljahrhundert sackte. Wirtschaftswissenschaftler gehen davon aus, dass Irland auch 2016 europaweit vorn liegen wird

Irland war in der Finanzkrise an die Grenze der Staatspleite geraten und wurde 2010 mit internationalen Krediten gerettet. Den Euro-Rettungsschirm verließ das Land 2014 wieder und gilt inzwischen als Musterschüler unter den ehemaligen Euro-Krisenstaaten.

Premierminister Enda Kenny würde gerne im Amt bleiben - weiß aber noch nicht wie (Foto: Reuters)
Premierminister Enda Kenny würde gerne im Amt bleiben - weiß aber noch nicht wieBild: Reuters/C. Kilcoyne

Allerdings kommt der Aufschwung noch nicht bei allen Iren an. Dies dürfte einer der Gründe dafür sei, dass die Wähler Ministerpräsident Enda Kenny und dessen konservative Partei Fine Gael bei der Parlamentswahl vor zwei Wochen abgestraft haben.

Fine Gael blieb zwar stärkste Kraft, hat aber mit dem bisherigen Juniorpartner keine Mehrheit mehr. Nun gibt es die Möglichkeit einer Minderheitsregierung oder einer großen Koalition mit der ebenfalls konservativen Fianna Fáil. Die Parteien sind sich programmatisch zwar nah, aber in Folge des irischen Bürgerkriegs traditionell verfeindet. Bislang hatte eine solche Koalition als praktisch undenkbar gegolten. Kenny hatte sich kürzlich erstmals offen gezeigt für Koalitionsgespräche mit der rivalisierenden Partei. Erste Gespräche zwischen verschiedenen Parteien waren ohne klares Ergebnis geblieben. Es wird befürchtet, dass sich die Regierungsbildung noch über Wochen hinziehen könnte.

stu/qu (dpa, ap)