Iren stimmen für liberaleres Scheidungsrecht
26. Mai 2019Bisher müssen Eheleute in Irland laut Gesetz vier Jahre getrennt leben, bevor sie sich scheiden lassen können. Bei dem Referendum stimmten rund 82 Prozent für eine Verfassungsänderung, wie die Behörden mitteilten. Ein Scheidungsprozess soll demnach schon nach zwei Jahren möglich sein. Die irische Regierung will nun ein entsprechendes Gesetz auf den Weg bringen.
Das Referendum hatte am Freitag parallel zur Europawahl stattgefunden. Offiziellen Angaben zufolge nahmen 51 Prozent der Wahlberechtigten daran teil.
Wegen des strengen Scheidungsrechts hat Irland bislang die niedrigste Scheidungsrate in der EU. Laut einer Volkszählung aus dem Jahr 2016 hatten sich in dem Land lediglich 4,7 Prozent der jemals verheirateten Menschen scheiden lassen. Bis 1995 waren Scheidungen in Irland sogar verboten. In einem Referendum hatten die Iren damals nur mit einer hauchdünnen Mehrheit von 50,3 Prozent für die Aufhebung des Scheidungsverbots gestimmt.
Kirche gegen Liberalisierung des Scheidungsrechts
Vor der jüngsten Volksabstimmung hatten sich in dem stark katholisch geprägten Land die Bischöfe gegen die rechtliche Beschleunigung von Scheidungen ausgesprochen. Ein solcher Schritt würde "nicht die Ehe unterstützen, sondern Scheidungen liberalisieren", erklärte der Vorsitzende des Rates für Ehe und Familie der irischen Bischofskonferenz, Bischof David Nulty. Alle irischen Parteien unterstützten dagegen eine Lockerung des Scheidungsrechts.
Diese erfolgt nun ein Jahr nach der Liberalisierung der strengen Antreibungsregeln. 2018 hatten die Iren bei einem Referendum mit einer Mehrheit von 66 Prozent für eine Legalisierung von Abtreibungen gestimmt. Zuvor waren Abtreibungen in Irland selbst bei Vergewaltigung, Inzest oder einer tödlichen Fehlbildung des Fötus verboten gewesen. Bei einer Abtreibung drohten Frauen bis zu 14 Jahre Haft.
ww/sti (afp, kna, ape)