Irans illustres Kandidaten-Karussell
Im Iran wird am 19. Mai ein neuer Präsident gewählt. Mehr als 1.600 Kandidaten haben sich für die Wahl registrieren lassen - von ernsthaften Anwärtern bis hin zu schrägen Vögeln ist alles dabei. Ein Best-of.
Der Amtsinhaber
Präsident Hassan Rohani hat sich um eine zweite Amtszeit beworben. Nach vier Jahren rechnet er sich gute Chancen aus, wiedergewählt zu werden. Wehren muss er sich dabei gegen 1.635 Konkurrenten. Nicht alle von ihnen haben jedoch eine ernsthafte politische Agenda. Wir haben die interessantesten und skurrilsten Gegenkandidaten zusammengestellt.
Der Hauptkonkurrent
Hinter Rohani muss dieser Mann sich nicht verstecken. Teilweise wurde spekuliert, ob er wohl einmal selbst Oberster Religionsführer wird. Jetzt gilt der erzkonservative Kleriker Ebrahim Raeissi als größter Konkurrent Rohanis beim Rennen um das Präsidentenamt. Zumindest für ihn dürfte die Zulassung durch den Wächterrat keine große Hürde darstellen - anders als bei den folgenden Kandidaten.
Der Nimmermüde
Das iranische Wahlrecht weist eine Besonderheit auf: Für die Registrierung der Kandidaten gibt es praktisch keine Beschränkungen. Aussortiert wird erst später – durch den Wächterrat, der jeden Bewerber auf seine islamische Gesinnung hin überprüft. Doch selbst wer abgelehnt wurde, darf es beim nächsten Mal wieder probieren. Dieser Mann hat es schon zig Mal versucht – ohne Erfolg.
Der Provokateur
Er ist wieder da – obwohl das eigentlich kaum jemand möchte: der Klerus nicht, viele Konservative nicht, und auch Ali Chamenei blieb eher zurückhaltend. "Der Oberste Religionsführer hatte mir nur empfohlen, nicht zu kandidieren", so Mahmud Ahmadinedschad bei seiner Registrierung. "Er hat es mir nicht direkt verboten." Wie auch immer: Der Wächterrat disqualifizierte ihn als Kandidaten.
Das (politische) Schwergewicht
Da wirklich jeder sich bewerben kann, hat sich die Registrierung der Kandidaten seit einigen Wahlen immer mehr zur Realsatire entwickelt. Die Reporter warten quasi nur darauf, den skurrilsten, schrägsten oder unwahrscheinlichsten Bewerber vor die Linse zu bekommen. Dieser Mann tritt an, um die Probleme zwischen dem Iran und den USA zu lösen – und zwar durch ein Wettschwimmen mit Donald Trump.
Der Schauspieler
"Keine Macht den Drogen!" – ist das Motto dieses Mannes. Die iranische Drogenmafia will er das Fürchten lehren. Und wer könnte im Geflecht aus Drogenbossen, Dealern und Kartellen einen besseren Durchblick behalten als er? Schließlich hat er vor rund 20 Jahren in einer iranischen Fernsehserie selbst einmal einen Drogenabhängigen gespielt.
Der Nostalgiker
Modisch elegant in Anzug und mit Hut präsentiert sich dieser Herr – nur dass sein Stil schon rund 40 Jahre alt ist. In den 1970er Jahren gehörte solch ein Look zur Grundausstattung jedes waschechten Schah-Anhängers. Heute gelten Menschen mit diesem Outfit als ewig Gestrige. So hat der Wächterrat wahrscheinlich eher keinen Job für ihn…
Die Newcomerin
Ein Vater aus der Provinz Kerman ist mit seiner kleinen Tochter in die Hauptstadt gereist, um sie als Kandidatin zu registrieren. Seine Tochter solle später einmal Politikerin werden, sagte er zur Begründung, und da müsse man eben so früh anfangen wie möglich. Ein politisches Programm habe sie aber noch nicht. Sobald sie erst einmal schreiben gelernt hat, liefert sie es bestimmt nach.
Der Tierschützer
Dieser eifrige Kandidat hat sich dagegen ein sehr ambitioniertes Programm auf die Fahnen geschrieben. Damit macht er auf ein Thema aufmerksam, dass bei den ganzen inneriranischen Debatten um Inflation, Arbeitslosigkeit oder Wirtschaftssanktionen viel zu kurz kommt: den Tierschutz. Er sieht sich als Kämpfer "im Namen des Gottes der Wildschweine!"
Die Chancenlose
Irans Verfassung schreibt nicht eindeutig vor, dass der Präsident ein Mann sein muss. Dennoch hat der Wächterrat Frauen bislang kategorisch abgelehnt. Doch dagegen regt sich Widerstand. Von Wahl zu Wahl registrieren sich immer mehr Frauen wie diese hier. Sie wollen immer wieder Zeichen setzen – bis es eine von ihnen einmal ins Präsidentenamt geschafft hat.