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Iranische Frauen dürfen ins Fußballstadion

10. Oktober 2019

Nach 40 Jahren Stadionverbot für Frauen dürfen am Donnerstag mehrere tausend Iranerinnen ein WM-Qualifikationsspiel der Männer-Nationalmannschaft verfolgen - in abgetrennten Blöcken. Nicht nur das sorgt für Kritik.

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Iran Teheran Iranische Frauen beim Länderspiel Iran - Bolivien
Von den iranischen Behörden ausgewählte weibliche Zuschauerinnen bei einem Länderspiel im Oktober 2018 Bild: picture-alliance/dpa/S. Zareian

Iran gegen Kambodscha. Ein WM-Qualifikationsspiel der Asien-Gruppe C, das unter normalen Umständen wahrscheinlich außerhalb der beiden beteiligten Länder kaum jemanden ernsthaft interessieren würde. Doch an diesem Donnerstag schaut die ganze Welt auf das Spiel in Teheran - weniger jedoch auf den Rasen als auf die Zuschauertribünen des Azadi-Stadions. Zum ersten Mal in der vierzigjährigen Geschichte der "Islamischen Republik Iran" konnten iranische Frauen Karten für ein Männer-Fußballspiel kaufen.

Über das Internet wurden den Frauen Karten für zunächst zwei Stadionblöcke angeboten, dann wegen des reißenden Absatzes für zwei weitere. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur IRNA waren innerhalb weniger Minuten die angebotenen 3500 Tickets vergriffen. In den sozialen Netzwerken feiern zahlreiche Iranerinnen - z.B. unter dem Hashtag "Kommt mit mir ins Stadion" - den Ticketverkauf als großer Erfolg für den Kampf gegen die Diskriminierung der Frauen im Land.

"Der Frauenkäfig ist fertig"

Doch es gibt auch kritische Stimmen. So wird unter dem Hashtag "Wake UpFIFA" (Wach auf, FIFA) darauf verwiesen, dass gerade mal vier von 72 Stadionblöcken für Frauen freigegeben und die Zahl der Frauen auf höchstens 5000 begrenzt wurden. Das Azadi-Stadion verfügt über mehr als 78.000 Sitzplätze. "Das ist nicht fair", heißt es in einem Tweet.

Andere posten Bilder, die zeigen, wie Arbeiter am Rand der Frauen-Blöcke Gitterzäune montieren. Ein Kommentar dazu lautet: "Der Frauenkäfig ist fertig".

Unklar ist zudem, wie viele Tickets an Frauen gingen, die von den Behörden gezielt ausgewählt wurden. Die iranische Sportfotografin Maryam Majd beklagt via Twitter außerdem, dass zwar Frauen auf die Tribünen dürften und auch schreibende Journalistinnen zugelassen seien, Fotografinnen aber der Zutritt zum Azadi-Stadion verboten sei. "Warum?", fragt Majd.  

FIFA drohte mit WM-Ausschluss

Bisher gilt die Aufhebung des Stadionverbots für Frauen nur für WM-Qualifikationsspiele der Männer-Nationalmannschaft - nicht aber, wie vom Weltverband FIFA gefordert, auch für die Spiele der iranischen Liga und der asiatischen Champions League. Die FIFA hatte den Druck auf die Machthaber im Iran erhöht, nachdem sich Anfang September eine Iranerin vor dem Gebäude des Islamischen Revolutionsgerichts in Teheran mit Benzin übergossen und angezündet hatte. Die 29-Jährige war später an den Folgen ihrer Verbrennungen gestorben. Der Frau hatte eine Gefängnisstrafe gedroht, weil sie sich als Mann verkleidet in ein Fußballstadion geschlichen hatte. Ihr Tod hatte eine Protestwelle im Iran ausgelöst.

Die Machthaber in Teheran lenkten ein, nachdem die FIFA mit dem Ausschluss von der WM 2022 in Katar gedroht, sollte das Stadionverbot für Frauen nicht aufgehoben werden. Der erzkonservative Klerus im Iran hatte den Ausschluss der Frauen damit begründet, dass sie vor dem Anblick halbnackter Männer und einem vulgären Umfeld im Stadion bewahrt werden müssten.

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter