Iraner dürfen nicht nach Mekka
29. Mai 2016Irans Kultusminister Ali Dschannati warf der Regierung in Riad eine Sabotage der Verhandlungen vor. Der saudiarabische Außenminister Adel al-Dschubeir erklärte dagegen, der Iran habe inakzeptable Bedingungen gestellt. Das saudische Hadsch-Ministerium erklärte, es habe in den zweitägigen Gesprächen viele Lösungen angeboten, um auf die iranischen Forderungen einzugehen. In einigen Punkten habe es eine Einigung gegeben, unter anderem über die Verwendung elektronischer Visa.
Nach Angaben der iranischen Regierung wollte Riad unter anderem iranischen Flugzeugen mit Pilgern keine Landeerlaubnis in Saudi-Arabien geben. Saudi-Arabiens Außenminister Adel al-Dschubeir warf Teheran vor, für sich das Recht auf die Organisation anti-israelischer und US-feindlicher Kundgebungen sowie weitere "Privilegien" beansprucht zu haben, die "zu Chaos während des Hadsch" geführt hätten. Das sei inakzeptabel. "Die Sicherheit der Pilger war uns sehr wichtig", sagte Dschannati zu den Gesprächen mit Verweis auf die Katastrophe im vergangenen Jahr.
Zahl der Opfer weiter unklar
Bei der Massenpanik im vergangenen Jahr trafen zwei große Pilgergruppen in der Nähe von Mekka an einer Wegkreuzung aufeinander. In saudiarabischen Medien wurde angedeutet, iranische Pilger könnten die Panik durch ihr Verhalten ausgelöst haben. Nach offiziellen saudiarabischen Angaben wurden 769 Menschen getötet und 934 verletzt. Inoffiziellen Berechnungen zufolge kamen aber über 2000 Menschen ums Leben, darunter über 400 Iraner.
Rivalität der Regionalmächte
Die Führung in Riad wirft dem Iran vor, die Katastrophe für politische Zwecke zu missbrauchen. Der schiitische Iran ist in zahlreiche Konflikte der arabischen Welt verstrickt, darunter im Irak, in Syrien und im Jemen. Das sunnitische Saudi-Arabien sieht im Iran eine Bedrohung für die gesamte Region.
Der Hadsch beginnt Anfang September. Die Beziehungen zwischen den rivalisierenden Ländern sind schon lange auf einem Tiefpunkt. Im Januar brach Saudi-Arabien nach der Erstürmung seiner Botschaft in Teheran die diplomatischen Beziehungen ab. Trotz der angespannten Beziehungen zwischen Riad und Teheran gilt die Aussetzung der Pilgerfahrt sehr ungewöhnlich.
Die Teilnahme an der Wallfahrt zur heiligsten Stätte des Islam in Mekka ist Pflicht für jeden gläubigen Muslim. Gemäß dem Koran muss jeder Muslim, ob Mann oder Frau, der gesund ist und es sich leisten kann, einmal im Leben an der Pilgerreise teilnehmen.
cgn/sc (afp, dpa, rtr)