Iran zahlt Entschädigung nach Flugzeugabschuss
30. Dezember 2020Nach dem Abschuss eines ukrainischen Passagierflugzeugs im Iran hat die dortige Regierung Entschädigungszahlungen angekündigt. Die Hinterbliebenen der 176 Opfer sollten "schnellstmöglich" 150.000 US-Dollar (umgerechnet 122.000 Euro) erhalten, berichtet die amtliche Nachrichtenagentur IRNA unter Berufung auf das Präsidialamt.
Bei dem Vorfall im Januar waren alle Insassen der Maschine ums Leben gekommen. Erst nach tagelangem Leugnen räumte der Iran seine Verantwortung ein: Die Revolutionsgarden gaben an, die Boeing 737-800, die über die Ukraine nach Kanada fliegen sollte, kurz nach dem Abflug in Teheran versehentlich abgeschossen zu haben.
Lage äußerst angespannt
Zum Absturzzeitpunkt war die Sicherheitslage in der Region angespannt. Kurz zuvor hatte das US-Militär den führenden iranischen General Ghassem Soleimani gezielt getötet. Der Kommandeur der Al-Kuds-Brigaden hielt sich gerade in der irakischen Hauptstadt Bagdad auf. Der Iran antwortete mit Raketenbeschuss auf US-Stützpunkte im Irak. Wegen möglicher Gegenangriffe befand sich die iranische Luftabwehr in erhöhter Alarmbereitschaft.
Die iranische Luftfahrtbehörde CAO hatte im Juli erklärt, der Abschuss der ukrainischen Maschine sei auf menschliches Versagen zurückzuführen. Wegen der fehlerhaften Ausrichtung eines Radarsystems sei es zu Kommunikationsfehlern bei der zuständigen Militärabteilung gekommen. Das habe eine "Kettenreaktion" ausgelöst, hieß es in einem Untersuchungsbericht der CAO.
Diplomatische Verstimmungen
Der Vorfall hatte zu diplomatischen Verstimmungen zwischen Teheran und den fünf betroffenen Ländern geführt. Unter den getöteten Flugpassagieren waren Iraner, Kanadier, Ukrainer, Afghanen, Briten und Schweden.
Die Islamische Republik erklärte sich nach anfänglicher Weigerung grundsätzlich zu Schadenersatz bereit, wollte jedoch im Vorfeld alle technischen und juristischen Aspekte klären. Daraufhin warf die Gegenseite dem Iran eine Verzögerungs- und Hinhaltetaktik vor. Die jetzige Einigung ist das Ergebnis offizieller Verhandlungen mit den Heimatländern der Absturzopfer, die sich über mehrere Monate hinzogen.
jj/kle (dpa, afp, rtr)