Iran will Barenboim-Auftritt nicht zulassen
28. August 2015Weil der Stardirigent und Pianist Barenboim israelischer Staatsbürger ist, hat die iranische Regierung einen Auftritt Barenboims mit der Staatskapelle Berlin in Teheran abgesagt. "Der Iran erkennt das zionistische Regime nicht an und wird auch nicht mit Künstlern dieses Regimes zusammenarbeiten", begründete ein Sprecher des iranischen Kulturministeriums die Entscheidung. Sobald das Ministerium erfahren habe, dass der Dirigent des geplanten Konzerts ein israelischer Staatsbürger sei, sei das Konzert vom Minister selbst abgesagt worden, sagte Sprecher Hussein Nuschabadi der Nachrichtenagentur Fars weiter.
Die Berliner Staatsoper hatte am Donnerstag mitgeteilt, dass derzeit mit dem Iran über ein mögliches Konzert gesprochen werde. Der 72-jährige Dirigent bestätigte die Gespräche und erklärte, dass das Konzert unter Schirmherrschaft von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier stehen solle. Steinmeier will Mitte Oktober Teheran besuchen.
Rückschlag für Barenboims Kulturdiplomatie
Beobachter im Iran bezweifeln, dass niemand im Teheraner Kulturministerium wusste, wer der Chef der Berliner Staatskapelle ist. Unwahrscheinlich sei auch, dass das iranische Außenministerium über Steinmeiers Schirmherrschaft nicht informiert gewesen sei.
Unmittelbar nachdem die Pläne für das Konzert bekannt wurden, hatten die israelische Regierung und das Simon Wiesenthal-Zentrum bereits Protest eingelegt. Das Wiesenthal-Zentrum warf Barenboim vor, das iranische Regime "weißwaschen" zu wollen.
Der als Sohn russisch-jüdischer Eltern in Buenos Aires geborene Barenboim hat einen argentinischen und einen israelischen Pass. Außerdem wurde ihm von den Palästinensern die palästinensische Staatsbürgerschaft ehrenhalber verliehen. Er engagiert sich seit Jahren für eine Annäherung der verfeindeten Volksgruppen im Nahostkonflikt. Zudem ist Barenboim ein scharfer Kritiker der israelischen Siedlungspolitik.
Mit europäischen Musikern reiste er 2011 zu einem Konzert nach Gaza. Gemeinsam mit dem palästinensisch-amerikanischen Literaturwissenschaftler Edward Said gründete er 1999 das West-Eastern Divan Orchestra, dem arabische, israelische und spanische Musiker angehören.
qu/fab (dpa, afpr, rtre)