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Iran meldet Fortschritt bei seinem Atomprogramm

23. Mai 2012

Iranische Ingenieure haben einen Forschungsreaktor in Teheran mit einem im Land hergestellten Brennelement bestückt, das auf 20 Prozent angereichertes Uran enthält. Was bedeutet das für die Atomgespräche in Bagdad?

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Irans Präsident Ahmadinedschad (2. von links) und Techniker im Atomreaktor in Teheran (Foto: dpa)
Irans Präsident Ahmadinedschad (2. von links) und Techniker im Atomreaktor in TeheranBild: picture-alliance/dpa

Wie die iranische Atomenergiebehörde meldete, wurde das Brennelement mit den Pellets in den Reaktorkern in Teheran eingeführt. Bereits im Januar hat die iranische Führung verkündet, man habe einen ersten Kernbrennstab hergestellt. Die Entwicklung sei notwendig gewesen, weil der Iran durch internationale Sanktionen am Kauf eines solchen Elements gehindert werde, hieß es.

Der Westen befürchtet, der Iran arbeite am Bau einer Atombombe. Teheran bestreitet das. Mit der Herstellung eigener Brennstäbe ist das Land den Voraussetzungen zum Bau einer Atombombe aber wieder ein Stück näher gekommen, weil es die Verwertungskette der Spaltstoffe erweitert hat.

Sorgenfalten wegen Uran-Anreicherung

Die neue Mitteilung kam kurz vor den neuen Verhandlungen der fünf UN-Vetomächte und Deutschlands über das iranische Atomprogramm, die im irakischen Bagdad begannen. Die Fähigkeit des Iran, in den Atomanlagen von Fordo und Natans Uran auf 20 Prozent anzureichern, bereitet den westlichen Ländern zunehmend Sorgen. Es wird befürchtet, dass die Anlagen später dazu genutzt werden könnten, Uran auf 90 Prozent anzureichern. Dies würde für den Bau einer Atombombe ausreichen.

Erst am Dienstag hatte der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Yukiya Amano, berichtet, seine Organisation habe sich mit Teheran auf eine "strukturierte Herangehensweise" zur Klärung offener Fragen im Zusammenhang mit dem iranischen Atomprogramm verständigt. Ein entsprechendes Abkommen werde "bald" unterschrieben. Teil der Vereinbarung sei auch der Zugang zu der militärischen Forschungsanlage in Parchin nahe Teheran, betonte Amano. Der Westen vermutet, dass der Iran dort Tests mit Atomsprengköpfen simulieren will.

IAEA-Chef Amano spricht nach einem Treffen mit dem iranischen Unterhändler Dschalili in Teheran (Foto: AP)
IAEA-Chef Amano verkündet Erfolg nach einem Treffen mit dem iranischen Unterhändler Dschalili in TeheranBild: dapd

US-Regierung bleibt skeptisch

In dem Abkommen sollen die Bedingungen festgehalten werden, unter denen der Iran den IAEA-Kontrolleuren Zugang zu Anlagen, Dokumenten und Experten gewährt. Einige kleinere Meinungsverschiedenheiten müssten allerdings noch geklärt werden, sagte Amano. Die iranische Seite habe versichert, dass sei kein Hindernis. Details nannte der IAEA-Chef nicht.

Die USA haben zurückhaltend auf Berichte über Fortschritte bei den Atomgesprächen reagiert. "Versprechen sind eine Sache, Taten und die Erfüllung von Verpflichtungen eine andere", sagte ein Sprecher des US-Präsidialamts am Dienstag. Die USA würden den Druck auf die Islamische Republik weiter aufrechterhalten.

Symbolischer Raketenstart?

Der Druck, in Bagdad etwas Konkretes zu erreichen, ist auf alle Beteiligten groß. Israel sieht das iranische Atomprogramm als Bedrohung und droht indirekt mit einem Luftangriff. Der US-Botschafter in Israel sagte in der vergangenen Woche, die nötigen Planungen für einen Angriff seien fertig. Die sechs Mächte wollen eine Eskalation verhindern und suchen nach Auswegen.

Gleichzeitig leidet der Iran unter den vom UN-Sicherheitsrat verhängten Wirtschaftssanktionen und könnte zu Zugeständnissen bereit sein. Stärke will das Land offenbar trotzdem demonstrieren: Vor einer Woche wurde angekündigt, einen neuen Satelliten mit einer Rakete ins All zu schießen - genau am Tag der Verhandlungen in Bagdad. Es soll sich nur um einen Wetter-Satelliten handeln. Die USA und Israel befürchten jedoch, dass die iranische Raumfahrt- und Raketentechnik auch für militärische Angriffe genutzt werden könnte.

kle/rb (afp, dpa, dapd, rtr)