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Irakische Armee vor Gegenoffensive

20. Juni 2014

Im Irak sammeln sich die Regierungstruppen nördlich von Bagdad zum Gegenangriff auf die Kämpfer der Terrorgruppe ISIS. Der schiitische Großayatollah al-Sistani fordert die Bildung einer neuen Regierung.

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Freiwillige Kämpfer gegen die ISIS (Foto: AFP/Getty Images)
Bild: AFP/Getty Images

Ein enger Mitarbeiter des irakischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki sagte der Nachrichtenagentur Reuters, die Regierung bereite einen Gegenschlag vor, nachdem es gelungen sei, die Kämpfer der sunnitischen Extremistengruppe "Islamischer Staat im Irak und in Syrien (ISIS) zu stoppen. Die Front verläuft derzeit in der Region um die Stadt Samara rund 100 Kilometer nördlich von Bagdad.

In den vergangenen Wochen hat die aus Syrien kommende ISIS in einem Blitzfeldzug große sunnitische Gebiete im Irak besetzt. Zuletzt gelang es den durch zehntausende Freiwillige (Artikelbild) verstärkten Regierungstruppen den Vormarsch der Islamisten aufzuhalten.

Kampfaufruf des Großayatollahs

Großayatollah Ali al-Sistani (Foto: AFP/Getty Images)
Großayatollah Ali al-SistaniBild: AFP Photo/Getty Images

Der höchste schiitische Geistliche im Irak, Großayatollah Ali al-Sistani, wiederholte seinen Aufruf an die Bevölkerung, die ISIS zu bekämpfen und zu vertreiben. Al-Sistani meldet sich nur selten öffentlich zu Wort, gleichwohl ist er einer der einflussreichsten Menschen des Landes und wird von der schiitischen Bevölkerungsmehrheit verehrt.

Mit seinem Appell an a l l e Iraker, die ISIS zu bekämpfen, setzte er nach Ansicht von Beobachtern auch ein Zeichen zur Überwindung der konfessionellen Spaltung des Landes. In diese Richtung zielt auch die Forderung des Großayatollahs, in Bagdad eine neue Regierung zu bilden, die auch Sunniten und Kurden einbezieht. Gebraucht werde eine "effiziente" Regierung, "die auf nationaler Ebene akzeptiert wird und die Fehler der Vergangenheit vermeidet", sagte ein Sprecher al-Sistanis.

Auch USA kritisieren al-Maliki

Damit stellt sich der Geistliche an die Seite der Kritiker von Ministerpräsident Nuri al-Maliki. Dem Schiiten wird vorgeworfen, zunehmend autoritär zu regieren und Sunniten und Kurden auszugrenzen. Auch die USA hatten al-Maliki in den vergangenen Tagen unverblümt kritisiert. Erst am Donnerstag hatte US-Präsident Barack Obama erklärt, zur Überwindung der Krise im Irak sei es entscheidend, ob das tiefe Misstrauen zwischen Schiiten, Sunniten und Kurden überwunden werden könne. Auch der Iran könne hier konstruktiv mithelfen, so Obama.

Die Regierung des schiitischen Iran zeigte sich allerdings enttäuscht über Obamas Ankündigungen zum Vorgehen im Irak. Obama fehle der "ernsthafte Wille, den Terrorismus im Irak und in der Region zu bekämpfen", sagte Vize-Außenminister Hossein Amir Abdollahian nach Angaben staatlicher Medien. "Verzögerungen im Kampf gegen den Terrorismus und ISIS sowie dazu gestellte Bedingungen haben Argwohn und Zweifel zu den Zielen der Vereinigten Staaten im Irak gesät." Obama hatte am Donnerstag zwar erklärt, die USA seien bereit, "gezielte und präzise Militäraktionen" im Irak auszuführen, aber offengelassen, ob es dazu kommen wird. Vorerst sollten "bis zu 300" US-Soldaten als Berater die irakische Armee unterstützen. Den Einsatz von Bodentruppen schloss der US-Präsident erneut aus.

wl/se (dpa, afp,rtr, ape)