Irak - Zehn Jahre nach dem US-Einmarsch
Vor zehn Jahren begannen die USA ihre Invasion im Irak. Wie sieht das Leben der Einwohner heute aus?
Der Albtraum geht weiter
Obwohl Milliarden US-Dollar für den Wiederaufbau in das Land gepumpt wurden, gehören für viele Iraker Stromausfälle und Wasserknappheit noch immer zum Alltag. Außer am erschreckend schlechten Zustand der grundlegenden Infrastruktur leidet das Land unter Korruption, großer Armut und wachsender Arbeitslosigkeit.
Auf der Flucht
Jahrelanger Krieg und politische Instabilität haben zu einem Massenexodus geführt. Laut dem Jahresbericht des UN-Flüchtlingswerk UNHCR von 2012 kehren nun wieder viele irakische Flüchtlinge aus Syrien zurück - jetzt auf der Flucht vor dem Konflikt im Nachbarland. Im Irak selbst gibt es weiter rund 1,2 Millionen Binnenflüchtlinge, berichtet UNHCR.
Tägliches Ritual
Fast ein Fünftel der 33 Millionen Iraker lebt in Bagdad. Die irakische Hauptstadt ist ein Labyrinth aus Sperrgebieten und Sicherheitszonen, in dem die Einwohner unzählige Checkpoints passieren müssen. Dennoch kommt es regelmäßig zu Attentaten. Am Vorabend des Jubiläums explodierten mehrere Autobomben in den schiitischen Gebieten von Bagdad und töteten mindestens 50 Menschen.
Tod und Zerstörung
Die Datenbank "Iraq Body Count" erfasst alle gewaltsamen Todesfälle seit der Invasion im Jahr 2003. Im vergangenen Jahr verzeichnete sie 4568 zivile Opfer. Damit war 2012 das erste Jahr seit 2009, in dem die Zahl der Todesopfer wieder stieg. 2011 hatte es laut "Iraq Body Count" 4144 zivile Opfer gegeben.
"Kein Land für Frauen"
Nur noch 40 Prozent der irakischen Frauen können lesen und schreiben - in den 1970er Jahren waren es fast 100 Prozent. In dem Land, das sich einst damit rühmte, die erste Premierministerin und die erste Richterin im Nahen Osten zu haben, kämpfen heute wieder viele Witwen ums Überleben und immer mehr junge Mädchen werden verheiratet.
Leben auf dem Minenfeld
Der Krieg und die internen Konflikte der vergangenen zehn Jahre haben überall im Land ein gefährliches Erbe hinterlassen: In kaum einem anderen Land der Erde liegen mehr Landminen und Blindgänger als im Irak. Den Vereinten Nationen zufolge leben mehr als 2,7 Millionen Menschen in verminten Gebieten.
Schleichender Tod
Verschiedene medizinische Studien berichten über einen Anstieg von Krebserkrankungen und Kindersterblichkeit. Der Anstieg soll sogar bedeutend höher sein als der nach den Atombomben-Abwürfen auf Hiroshima und Nagasaki. Hauptursache dafür ist radioaktives Uran, das eingesetzt wird, um die Durchschlagskraft von Bomben zu erhöhen.
"Sons of Iraq"
Die "Sons of Iraq" wurden im Jahr 2005 von sunnitischen Stammesführern gegründet, um die Sicherheit in ihren Gebieten zu gewährleisten. Sie etablierten sich als paramilitärische Truppe, die neben den regulären Sicherheitskräften im ganzen Land operiert. Schlecht bewaffnet und von der Regierung nicht unterstützt, sind sie zu einem der Hauptangriffsziele von Al Kaida geworden.
Arabischer Frühling im Irak?
In den Regionen, die mehrheitlich von Sunniten bewohnt werden, gehen seit Dezember 2012 regelmäßig zehntausende Demonstranten auf die Straße. Die Demonstrationen sind eine Fortsetzung der Protestwelle, die den Irak im Jahr 2011 im Zuge des sogenannten Arabischen Frühlings erfasste.
Kampf für eine bessere Zukunft?
Die Brigade "1920 Revolution“ ist eine andere Sunniten-Gruppe, die gegen die Regierung kämpft. "Für die Verantwortlichen dieses Krieges sollte es eine moralische Pflicht sein, beim Wiederaufbau unseres Landes zu helfen“, sagt Kommandant Saad: "Die Invasion wurde mit der großen Lüge gerechtfertigt, es existierten Massenvernichtungswaffen.“