Irak stellt Homosexualität unter Strafe
28. April 2024Wer einvernehmlich homosexuelle Beziehungen eingeht, kann demnach für mindestens 10 und höchsten 15 Jahre inhaftiert werden. Wer Homosexualität "in irgendeiner Weise" fördert, dem drohen mindestens sieben Jahren Haft und eine Geldstrafe von umgerechnet etwa 7000 bis 10.000 Euro.
Auch Aktivitäten von Organisationen, die Homosexualität fordern, sind im Irak künftig verboten. Ein älterer Änderungsvorschlag sah für gleichgeschlechtlichen Sex die Todesstrafe vor.
"Moralische Werte verteidigen"
Der geschäftsführende Parlamentsvorsitzende Mohsen al-Mandalaui verteidigte das Gesetz in seiner neuen Fassung. Es sei ein entscheidender Schritt, um die "Struktur moralischer Werte in der Gesellschaft zu verteidigen", sagte al-Mandalaui. Ziel sei auch, "unsere Kinder vor den Rufen moralischer Verderbnis und Homosexualität zu schützen".
Gleichgeschlechtlicher Sex stand im Irak zuvor nicht explizit unter Strafe. Die Behörden nutzten aber vage gehaltene Sittengesetze, um Angehörige der LGBTQ-Gemeinde strafrechtlich zu verfolgen. Die Organisation Human Rights Watch beklagte im August, als die Novelle im Parlament eingebracht wurde, bereits eine "feindselige Rhetorik" gegenüber sexuellen Minderheiten durch Angehörige der Regierung und eine Unterdrückung der Arbeit von Menschenrechtsorganisationen im Land.
"Wir bewegen uns in eine Welt, wo es ein Verbrechen ist, sein wahres Selbst zu sein", teilte IraQueer mit, eine der wenigen LGBTQ-Organisationen im Irak. "Die Verabschiedung dieses Gesetzes wird die Leben vieler jetzt und in Zukunft ruinieren. Man wird junge Iraker jagen, und die Regierung wird sie ohne Grundlage ins Gefängnis werfen oder schlimmer."
Die Irak-Expertin Ras Salaji von der Menschenrechtsorganisation Amnesty International sprach von einer "absolut entsetzlichen" Entwicklung. Die Änderung des mehr als 30 Jahre alten sogenannten Prostitutionsgesetzes sei ein "vehementer Angriff gegen fundamentale Menschenrechte".
Kritik auch aus den USA und Deutschland
Das US-Außenministerium zeigte sich "zutiefst besorgt" über die Verschärfung des Gesetzes. Ministeriumssprecher Matthew Miller machte deutlich, das Gesetz bedrohe die schwächsten Mitglieder der irakischen Gesellschaft und untergrabe "die Bemühungen der Regierung um wirtschaftliche und politische Reformen".
Die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Luise Amtsberg (Grüne), verurteilte ebenfalls die vom irakischen Parlament beschlossene Gesetzesverschärfung. Dadurch "würden schwere Menschenrechtsverletzungen gesetzlich legitimiert", so Amtsberg. "Die im Gesetz vorgesehenen Strafen gefährden die ohnehin vulnerabelsten Gruppen innerhalb der irakischen Gesellschaft", ergänzte sie.
haz/AR (dpa, afp)