IOC-Mitglied Hickey festgenommen

Den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro droht ein Skandal: Das irische IOC-Mitglied Patrick Hickey ist nach übereinstimmenden Medienberichten in Rio de Janeiro festgenommen worden. Hickey soll in Schwarzhandel mit Olympia-Tickets verwickelt sein. Der 71-Jährige sei am Morgen Ortszeit in einem Hotel nahe des Olympia-Parks in Rios Stadtteil Barra in Gewahrsam genommen und wegen seines Gesundheitszustandes dann in ein Krankenhaus gebracht worden, hieß es. Angeblich soll Hickey versucht haben zu fliehen. Die brasilianische Polizei teilt mit, es sei auf Basis neuer Beweise gegen den Iren Untersuchungshaft angeordnet worden. "Wir müssen abwarten, welche Anschuldigungen sich ergeben", sagte Mark Adams, Sprecher des Internationen Olympischen Komitees IOC):"Herr Hickey hat das Recht darauf, dass man seine Unschuld annimmt, also wollen wir keine voreiligenden Schlüsse ziehen."

Einflussreich und umstritten

Patrick Hickey, Vorsitzender des Europäischen Olympischen Komitees (EOC), gehört zum engsten Machtzirkel von IOC-Präsident Thomas Bach. Seit 1995 ist er Mitglied des IOC, seit 2012 sitzt er in dessen "Regierung". Er war Mitglied zahlreicher Kommissionen, unter anderem der Koordinierungskommission der Spiele in Rio. Seit 1994 sitzt er in der Exekutive der einflussreichen Vereinigung der Nationalen Olympischen Komitees (ANOC), seit 2006 ist er deren Vizepräsident. Hickey ist seit Jahren umstritten, vor allem, seit er als EOC-Chef die Europaspiele eingeführt hat und die erste Ausgabe an Baku vergab. Der aserbaidschanische Präsident Ilham Alijew, der sein Land autokratisch führt und dem massive Menschenrechtsverstöße vorgeworfen werden, nutzte die Premiere der Veranstaltung für eine riesige Propaganda-Schau. Hickey verlieh ihm einen Orden für Verdienste um den Sport.

Karten für bis zu 7200 Euro angeboten

In der vergangenen Woche hatte die Polizei in Rio de Janeiro den aus Irland stammenden Chef einer britischen Ticketfirma mit falschen Eintrittskarten festgenommen. Er soll mehr als 1000 Olympia-Tickets zu überhöhten Preisen gehandelt haben. Eine Mitarbeiterin der Firma, die auch als Übersetzerin während der Olympischen Spiele arbeite, wurde ebenfalls festgesetzt. Allein für die Eröffnungsfeier sollen Tickets im Wert von bis zu 7200 Euro zum Kauf angeboten worden sein. Die Übergabe an mehrere Käufer sei in einem Hotel im Stadtteil Barra geplant gewesen, die Polizei habe das Duo auf frischer Tat ertappt, hieß es. Insgesamt sollten Tickets für Top-Events für bis zu 2,8 Millionen Euro verkauft werden. Die Firma soll bereits in einen Schwarzmarkt-Skandal bei der Fußball-WM 2014 verwickelt gewesen sein.

sn/jhr (dpa, sid, ap)