Olympia-Funktionäre ziehen positive Bilanz der Spiele
24. August 2008China habe die Welt besser kennengelernt, und die Welt habe China besser kennengelernt sagte der Chef des Internationalen Olympischen Komitees, IOC, Jacques Rogge, auf einer Pressekonferenz in Peking, wo die 29. Olympischen Sommerspiele am am Sonntag (24.08.08) zu Ende gehen.
Die Volksrepublik habe sich der Welt geöffnet. Der langfristige Effekt werde positiv sein. Die Veränderungen in China hätten nicht mit Olympia begonnen und würden auch nicht mit der Schlussfeier enden.
IOC sieht sich machtlos
Zur chinesischen Pressezensur und zur Unterdrückung von Protesten sagte der IOC-Präsident, die Situation sei "nicht perfekt" gewesen. Zugleich warnte Rogge vor zu hohen Erwartungen an das IOC. Es könne "keine Veränderungen in souveränen Staaten erzwingen und alle Krankheiten der Welt heilen". Aber die olympische Bewegung könne - und das tue sie auch - zum positiven Wandel durch Sport beitragen.
Ähnlich äußerte sich der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, DOSB, und IOC-Vize Thomas Bach. Die Spiele in Peking seien für die Athleten "brillant" gewesen. "Diese Spiele werden eine Zäsur sein in der Entwicklung des Landes", so Bach. Selbst in der Menschenrechtssituation habe sich Einiges zum Guten bewegt, aber die Situation sei noch "unzureichend".
Menschenrechtler ziehen negative Bilanz
Menschenrechtsorganisationen und Journalisten haben hingegen eine negative Bilanz der Spiele in Peking gezogen. Nach Einschätzung von "Human Rights Watch" hat sich die Menschenrechtslage in der Volksrepublik durch die Spiele sogar verschlechtert. Die Gruppe "Reporter ohne Grenzen" erklärte, die Spiele seien geprägt gewesen von Festnahmen, Verurteilungen, Zensur, Überwachung und Schikanen von Journalisten, Bloggern und Dissidenten.
Die US-Botschaft in Peking forderte die chinesischen Behörden erneut auf, acht amerikanische Demonstranten sofort freizulassen. Sie waren zusammen mit mindestens zwei weiteren Ausländern zu zehn Tagen Haft verurteilt worden, weil sie in Peking für ein freies Tibet demonstriert hatten. Zu der Gruppe gehört auch ein Deutsch-Tibeter.
Tibet-Akivisten befürchten neue Unterdrückung
Die internationale Tibet-Kampagne befürchtet eine Verschärfung der Situation in der Region nach dem Ende der Olympischen Spiele. Der Geschäftsführer des deutschen Zweiges der Organisation, Kai Müller, sagte dem Evangelischen Pressedienst: "Wir sind in großer Sorge, dass in Tibet unter Ausschluss der Öffentlichkeit aufgeräumt wird, wenn die Aufmerksamkeit wegdriftet. " (wl)