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Innig: Die deutsch-französische Freundschaft

Carla Bleiker1. Juli 2015

Deutsche und Franzosen sehen ihre Freundschaft als stabil an, auch wenn sie nicht immer einer Meinung sind. Dabei spielt auch das Erlernen der Sprache des jeweils anderen Landes eine große Rolle.

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Merkel und Hollande umarmen sich. (Foto: Maurizio Gambarini/dpa)
Bild: picture alliance / dpa

Mehr Zusammenarbeit zwischen ihren Ländern, vor allem in der Terrorbekämpfung: Das wünschen sich Menschen in Deutschland und Frankreich. So belegt es eine binationale Umfrage im Auftrag des Saarländischen Rundfunks in Kooperation mit der Deutschen Welle.

Im Juni dieses Jahres befragten Forscher des deutschen Meinungsforschungsinstituts infratest dimap und ihre französischen Kollegen von TNS Sofres rund 2000 Personen in beiden Ländern zur Beziehung zwischen den Nachbarstaaten. Das Ergebnis: Zwischen Deutschen und Franzosen herrscht große Einigkeit - bei fast allen Themen.

Die Befragung findet jedes Jahr anlässlich der Verleihung des Deutsch-Französischen Journalistenpreises statt. Dessen diesjähriger Gewinner ist die von dem französischen Karikaturisten Plantu ("Le Monde") gegründete weltweite Vereinigung Cartooning for Peace (Karikaturen für den Frieden).

Ungleiche Beziehung

Im Großen und Ganzen sei das Verhältnis beider Nationen im vergangen Jahr stabil geblieben, urteilten die Befragten. 60 Prozent der Deutschen und 59 Prozent der Franzosen gaben an, es habe kaum Veränderungen gegeben. 23 Prozent der Deutschen und 19 Prozent der Franzosen wollen eine Verbesserung bemerkt haben. Nur 11 beziehungsweise 13 Prozent fanden, das Verhältnis habe sich verschlechtert.

Französische und deutsche Flagge. (Foto: Armin Weigel dpa/lby)
Bild: picture-alliance/dpa

Also alles gut in der deutsch-französischen Freundschaft - oder?

Françoise Rétif sieht das etwas differenzierter. Die Leiterin des Institut Français in Bonn sagt im Gespräch mit der DW, dass es zwischen den Ländern erhebliche Unterschiede gebe. "Deutschland ist attraktiver geworden für die Franzosen, aber umgekehrt ist das nicht so", glaubt Rétif. "Das liegt unter anderem an der wirtschaftlichen Situation in Frankreich. Die Deutschen wenden sich anderen Ländern zu."

Vergangenes Jahr spiegelten auch die Antworten der Befragten ein Ungleichgewicht beider Ländern wieder. Damals fanden 75 Prozent der Franzosen und 47 Prozent der Deutschen, Deutschland gebe in der Beziehung den Ton an.

Rétif betont aber auch, dass die deutsch-französische Freundschaft mittlerweile selbstverständlich geworden sei. Wer hätte das nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gedacht, als die beiden Länder Erzfeinde waren?

Wünsche für Kooperation

Heute haben Deutschland und Frankreich im Terrorismus einen gemeinsamen Feind. 58 Prozent der Deutschen und 57 Prozent der Franzosen gaben an, im Kampf gegen den Terror sollten ihre Länder besonders intensiv zusammenarbeiten.

Im Januar 2015 hatten islamistische Attentäter in Frankreich 17 Menschen getötet. Die Anschläge auf das Satiremagazin "Charlie Hebdo" und einen jüdischen Supermarkt schockierten die Welt. "Die Deutschen haben während und nach den Anschlägen viel Solidarität mit Frankreich gezeigt", sagt Rétif.

Menschen in Berlin auf einer Je Suis Charlie Solidaritätsdemonstration. (Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa)
In Berlin und ganz Deutschland demonstrierten Zehntausende Mitgefühl mit den französischen TerroropfernBild: picture-alliance/dpa/B.v. Jutrczenka

Bei anderen Feldern der Zusammenarbeit waren sich die Befragten nicht so einig. 57 Prozent der Deutschen fanden, die Länder sollten in der Flüchtlingspolitik intensiv zusammenarbeiten, aber diese Meinung teilten nur 24 Prozent der Franzosen. Sie hielten mit 59 Prozent die Schaffung neuer Arbeitsplätze für ein wichtigeres Projekt. Von den Deutschen sahen das nur 34 Prozent so.

"Bonjour" statt "Good morning"

Die Sprache des anderen zu sprechen, ist die Basis für jegliche Zusammenarbeit, egal ob es um Flüchtlinge oder um Arbeitsplätze geht. 58 Prozent der Deutschen und 60 Prozent der Franzosen halten es denn auch für wichtig, die Sprache der Nachbarn zu lernen.

"Sprache überträgt eine Kultur", weiß Françoise Rétif vom Institut Français. "Wenn man die Sprache eines anderen spricht, lernt man seine Art zu denken und zu leben kennen."

Eine angekündigte Schulreform in Frankreich, die bilinguale Klassen und die besondere Förderung des Deutschunterrichts abschaffen würde, bezeichnet sie der DW gegenüber als Katastrophe. Auch 59 Prozent der befragten Franzosen lehnen sie ab.

Wenn immer weniger Menschen die Sprachen ihrer Nachbarländer sprächen, sei das schlecht für das europäische Ideal, so Rétif - auch wenn man sich auf eine Lingua Franca einige. "Echte europäische Integration kann nicht auf Englisch stattfinden. Europa ist Vielfalt."