Inhaftierter Blogger Raif Badawi ausgezeichnet
14. Juni 2019Der inhaftierte saudische Blogger und Menschenrechtler Raif Badawi und das Forschungsnetzwerk European Journalism Observatory sind mit dem Günter-Wallraff-Preis für Journalismuskritik ausgezeichnet worden. Die mit 10.000 Euro dotierte Ehrung nahm für Badawi dessen Frau Ensaf Haidar (Archivbild) in Köln entgegen.
Der Blogger sei "ein Visionär, dessen Bedeutung weit über die Kritik am saudischen Gottesstaat hinausreicht", sagte der Investigativjournalist Günter Wallraff. "So sehr, wie Raif Badawi unsere Unterstützung und Solidarität benötigt, so sehr brauchen wir seine Stimme."
"Zeuge für Macht und Ohnmacht des Wortes"
In der Begründung der Jury heißt es, Badawi sei ein "lebendiger Zeuge für Macht und Ohnmacht des kritischen Wortes". Er habe sich in Saudi-Arabien mit einem Internetportal für Meinungsfreiheit und Gleichberechtigung eingesetzt - und die autoritäre Verquickung von Staat, Politik und Religion kritisiert.
2013 wurde Badawi wegen Beleidigung des Islams zu zehn Jahren Haft und 1000 Stockhieben verurteilt. Das Strafmaß wurde auch zum Titel eines Buches, das er seiner Frau aus dem Gefängnis diktierte: "1000 Peitschenhiebe - weil ich sage, was ich denke". Die Prügelstrafe wurde zwischenzeitlich ausgesetzt, kann aber jederzeit weiter vollzogen werden.
"Leuchtturm der Journalismuskritik"
Das European Journalism Observatory wird als "Leuchtturm einer konstruktiven Journalismuskritik" geehrt. Dem Netzwerk gehören Forschungsinstitute in 13 europäischen Ländern und den USA an, die Trends in der Medienbranche vergleichen. Ziel ist es, die Qualität im Journalismus zu stärken und zum internationalen Informationsaustausch beizutragen.
Die Initiative Nachrichtenaufklärung, die den Günter-Wallraff-Preis verleiht, ist an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Köln angesiedelt und versteht sich als medienkritische Nichtregierungsorganisation. Der Namensgeber des Preises gehört dem Verein als Ehrenmitglied an.
jj/uh (dpa, epd, kna)