Inflation in Deutschland wieder nahe null
30. Juli 2015Der Anstieg der Verbraucherpreise hat sich im Juli wieder abgeschwächt. Sie lagen nur noch um 0,2 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Das gab das Statistische Bundesamt am Donnerstag anhand vorläufiger Zahlen bekannt. Im Mai hatte die Inflationsrate nach vier Anstiegen in Folge noch bei 0,7 Prozent gelegen. Im Juni war die jährliche Teuerungsrate dann erstmals seit Januar wieder gesunken - auf 0,3 Prozent.
Grund für den geringen Anstieg waren die weiter sinkenden Energiepreise. Sie gingen im Juli um 6,2 Prozent zurück und damit sogar stärker als in den Monaten davor, wie die Statistiker ermittelten. Das ist in der Regel gut für Verbraucher: Sie können tendenziell günstiger tanken und heizen. Nahrungsmittel verteuerten sich in dem Monat nur leicht um 0,4 Prozent.
Währungshüter mit Sorgenfalten
Währungshütern macht das niedrige Preisniveau Sorgen. Seit Monaten liegt die Inflation deutlich unter der Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB), die mittelfristig Teuerungsraten von knapp unter 2,0 Prozent anstrebt. Die Notenbank erwartet, dass die Inflation im Euroraum in den nächsten Monaten weiter niedrig bleiben und erst zum Jahresende hin allmählich anziehen wird.
Um den Preisauftrieb anzuheizen, pumpt die EZB seit März über ein Anleihen-Kaufprogramm Milliarden billiges Zentralbankgeld ins Finanzsystem. Bis September 2016 sollen auf diesem Weg gut eine Billion Euro in Umlauf gebracht werden. Das Kalkül von EZB-Präsident Mario Draghi: Das frische Geld soll über Geschäftsbanken in Form von Krediten bei Unternehmen und Verbrauchern ankommen und so Investitionen und Konsum anschieben. Das könnte die Konjunktur in Schwung bringen und die Inflation anheizen.
zdh/wen (afp, dpa)