1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Wie riskant sind Intimrasuren?

Gudrun Heise
25. Juni 2019

Sommer, Sonne, Sonnenschein – das ist die Zeit für Badeanzug und Bikini und für Intimrasuren, damit nirgendwo ein Härchen zu sehen ist. Aber es gibt ein paar Risiken.

https://p.dw.com/p/3L3bT
Symbolbild Intimrasur
Bild: Imago Images

Schamhaare sind eine Barriere für Fremdkörper, Bakterien, Krankheitserreger und auch Schmutz. Sie verhindern, dass Keime in die empfindliche Vagina eindringen und schützen sie so.

Sie können die Gefahr verschiedener Infektionen minimieren und verhindern, dass es beim Sex zu großer Reibung und damit zu Verletzungen kommt. Alles in allem erfüllen Schamhaare also offenbar eine wichtige Funktion für unseren Körper.

Aber die meisten Menschen in Deutschland entfernen die Schamhaare.

waxing, Wachsen, Enthaaren
Die Haarentfernung durch Waxing kann schmerzhaft sein. Bild: Colourbox

Nach Angaben des Magazins"fit FOR FUN" rasieren sich 67 Prozent der Frauen im Intimbereich komplett, 33 Prozent rasieren sich teilweise.

Bei den Männern sind es 50 Prozent, die alle Schamhaare entfernen und 39 Prozent, die sich teilweise rasieren. Die Rasur ist nach wie vor die beliebteste Art, Schamhaare loszuwerden.

Eine neue Studie aus Kalifornien kam zu dem Ergebnis, dass Frauen, die ihre Schamhaare regelmäßig abrasieren, ein höheres Risiko haben, sich etwa mit Genitalherpes, Genitalwarzen oder den gefürchteten Papillomviren anzustecken.

"Wir wissen, dass die Humanen Papillomviren – also die Viren, die im Genitalbereich Warzen verursachen können – durchaus häufiger und auch vermehrt auftreten", erläutert der Dermatologe Professor Norbert Brockmeyer. 

"Durch das Entfernen der Schamhaare werden die Papillomviren, die sich dort angesiedelt haben, leichter weiterverteilt. Das gilt vor allem für das Schambein, und von da kommt es dann häufig zur einer flächigen Bildung von Warzen", so Brockmeyer weiter.

Mehr zu HPV: Gefahren beim Sex - Humane Papillomviren

Humane Papillomviren HPV
Humane Papillomviren können zu Gebärmutterhalskrebs führenBild: Imago/Science Photo Library

Dass andere Geschlechtskrankheiten leichter übertragen werden können, befürchtet der Leiter des Zentrums für sexuelle Gesundheit in Bochum indes nicht.

Eine haarige Angelegenheit

Die größte Gefahr bei der Entfernung der Schamhaare sind mögliche Schnittwunden, die mit dem Rasierer entstehen können.

Aber auch beim Epilieren, also dem Herausrupfen der Haare mitsamt der Wurzel, kann es zu Entzündungen kommen. Nachwachsende Haare können einwachsen. Sie treten also nicht aus der Haut heraus, sondern wachsen in die falsche Richtung, nach innen.

Das Haar wächst dann oft unter der Haut weiter. Darauf reagiert der Körper mit Entzündungen, die sich im schlimmsten Fall bis hin zu eitrigen Furunkeln entwickeln können.

"Dass die Haare nicht da sind, ist nicht das große Problem, sondern das Entfernen der Haare", sagt Brockmeyer. "Die Erreger können zu einer Entzündung führen und zu Eiterbildungen. Die treten häufig an den Haarschächten selber auf - also dort, wo das Haar aus der Haut tritt. Es können sich Pickel bilden und Entzündungen mit Eiter in den Haarkanälen." 

Mehr zu Geschlechtskrankheiten: Bei Genital-Herpes wird man die Viren nicht mehr los

Deutschland Norbert Brockmeyer Leiter des Zentrums für Sexuelle Gesundheit und Medizin in Bochum
Professor Norbert Brockmeyer ist Leiter des Zentrums für sexuelle Gesundheit und MedizinBild: picture-alliance/dpa/Katholisches Klinikum Bochum

Haargenau

Bei der Rasur ist das wichtigste, dass man es so vorsichtig und so hautschonend wie möglich macht. "Anschließend sollte man die Haut eincremen, damit sie nicht trocken wird. Außerdem sollten Sie nach der Intimrasur ein bis zwei Tage warten, bevor sie wieder sexuelle Kontakte haben", rät Brockmeyer.

Dann seien die winzigen Schnittwunden so weit geschlossen, dass nichts mehr passieren könne. "Das Risiko, sich mit Geschlechtskrankheiten anzustecken, wenn man sich vorher rasiert hat, halte ich nicht für besonders groß", fasst Brockmeyer zusammen. 

Schutz vor ekligen Eindringlingen

Die Intimrasur hat aber auch Vorteile. Sehr unangenehm sind Filzläuse oder auch Schamläuse, die sich im Genitalbereich des Menschen ansiedeln. Sie sind gar nicht so selten wie man glauben möchte. Die Parasiten ernähren sich vom Blut der Person und bilden sogenannte Nissen, also Eiergelege.

Die Intimrasur mache es Läusen schwer bis unmöglich sich im Genitalbereich anzusiedeln, sagt Brockmeyer. "Die Haare, die Läuse zur Vermehrung brauchen, sind einfach nicht da. Den Läusen wird die Grundlage entzogen." Übertragen werden sie durch engen Körperkontakt, beispielsweise beim Geschlechtsverkehr."

Scharfe Steine und Bronzemesser

Intimrasur ist keine Erfindung aus den letzten Jahren. Schon die alten Ägypter haben den Intimbereich rasiert. Sie hatten allerdings keinen Einweg- oder Elektrorasierer, und auch kein Epiliergerät. Vor einigen tausend Jahren waren die Menschen offenbar auch nicht gerade zimperlich. Die Ägypter enthaarten sich mit einem groben Bronzemesser oder mit Bienenwachs, um glatte, haarlose Haut zu bekommen. Das galt auch für den Genitalbereich. 

Mehr dazu: Gefahren beim Sex - Hepatitis B ist nicht zu unterschätzen

BdTD Indien Kamelfriseur
So kunstvoll geht es bei einer Intimrasur nicht zu Bild: Getty Images/AFP/D. Gupta

Die Römer standen den Ägyptern in nichts nach. Haarlose Haut gehörte auch bei ihnen zum Schönheitsideal. Frauen zupften sich die Augenbrauen in Form, Körperhaare rieben sie unter anderem mit Bimsstein ab.

Und auch eine ziemlich gefährliche Methode kam zum Einsatz. Mit arsenhaltigen Substanzen versuchten die Frauen behaarte Körperstellen wie etwa die Genitalien, zu behandeln. Die Stoffe, die sie dafür verwendeten sind dem sogenannten Orpiment ähnlich. Dieses hochgiftige Mineral ätzt die Haare weg und ist entsprechend gefährlich. Auch wenn diese Methode barbarisch erscheint, in Indien gilt sie in einigen ländlichen Gebieten noch immer das Mittel der Wahl, um lästige Härchen an verschiedenen Körperstellen loszuwerden.

Verschiedene Klosterbücher im Mittelalter empfahlen unter anderem folgende Rezepturen zur Enthaarung: Kalbsurin, Hunde- oder Fledermausblut, Schwalbengalle, Hundemilch oder auch zerkochte Blutegel.

Das Schneiden der Schamhaare kam Ende des 19. Jahrhunderts in Mode, vor allem in Europa. Dann aber, in den siebziger Jahren galt Natur als Schönheitsideal, also blieben die Schamhaare unberührt. Sie konnten ungehindert wachsen. In den 90er Jahren war dieser Trend dann auch schon wieder vorbei.

Als Schönheitsideal bei Mädchen und bei Jungen gilt mittlerweile: Haare gehören nicht auf die Genitalien. Und so werden sie ganz oder zumindest teilweise entfernt.