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Industrie hat weniger Aufträge

7. Juni 2021

Nach drei Monaten im Plus bekam die deutsche Industrie im April weniger Aufträge als im Vormonat. Gleichzeitig zeigen neue Zahlen zum chinesischen Außenhandel, dass auch Deutschland vom Aufschwung in China profitiert.

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Deutschland Industrie Produktion bei Porsche
Bild: picture-alliance/dpa/J. Woitas

Eine kleine Erfolgsserie ist gerissen: Nach drei Anstiegen in Folge hat die deutsche Industrie im April erstmals in diesem Jahr weniger Aufträge an Land gezogen als im Vormonat. Die Bestellungen sanken wegen der schwächeren Binnennachfrage und geringerer Großaufträge um 0,2 Prozent, wie das Bundeswirtschaftsministerium am Montag mitteilte.

Allerdings wuchsen die Aufträge im Vormonat mit revidiert 3,9 Prozent deutlich stärker als zunächst mit 3,0 Prozent gemeldet. Gemessen am Februar 2020, dem Monat vor Beginn der Einschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie, liegen die Bestellungen nun um 9,9 Prozent höher. Verglichen mit April 2020 - dem ersten vollen Lockdown-Monat - schnellten sie sogar um 78,9 Prozent nach oben.

Experten bleiben gelassen

"Es scheint nicht so, dass das Minus im April der Auftakt einer Negativserie ist", sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. "Die Weltwirtschaft kommt weiter in Fahrt, was für die industrielastige deutsche Wirtschaft ein Segen ist. Die Geschäfte werden deshalb weiterhin gut laufen."

"Nach einem Jahr mit teils sehr kräftigen Zuwächsen ist dies wohl kaum Besorgnis erregend. Dies gilt umso mehr, als auch die Umfragen zeigen, dass die Geschäfte der Industrieunternehmen sehr gut laufen", sagt Ralph Solveen von der Commerzbank zu den Zahlen.

Allerdings ist offen, ob die Industrie ihren mittlerweile hohen Auftragsbestand rasch abarbeiten kann. "Immerhin halten Lieferengpässe bei Vorprodukten an, weshalb deutlich mehr Schwung für die Produktion nicht bevorsteht", sagte der Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe, Alexander Krüger. "Dieser Stachel sitzt tief, und wahrscheinlich werden Aufträge erst nach den Sommerferien stärker abgearbeitet."

Die Aufträge aus dem Inland schrumpften diesmal um 4,3 Prozent zum Vormonat. Das Auslandsgeschäft wuchs dagegen um 2,7 Prozent, wobei die Nachfrage vor allem aus dem nicht Euro-Zone kam.

Chinas Außenhandel legt zu

Der Internationale Währungsfonds (IWF) geht davon aus, dass die exportabhängige deutsche Industrie in den kommenden Monaten von der Erholung des Welthandels von der Corona-Krise profitieren wird. Nach dem historischen Einbruch 2020 dürfte die Weltwirtschaft dieses Jahr so stark wachsen wie seit 1976 nicht mehr, schätzt der IWF. Treiber sollen die beiden wichtigsten Abnehmer von Waren "Made in Germany" sein: die USA und China.

Chinas Importe sind im Mai so stark wie zuletzt Anfang 2011 gewachsen. Bei Wachstum der Exporte war dagegen mehr erwartet worden. Containerschiff im Hafen in Qingdao, China
Chinas Importe sind im Mai so stark wie zuletzt Anfang 2011 gewachsen. Bei Wachstum der Exporte war dagegen mehr erwartet worden.Bild: Yu Fangping/Costfoto/picture alliance

Die Mai-Zahlen scheinen das zu belegen. Im letzten Monat hatte Chinas Außenhandel erneut zugelegt, wie die Pekinger Zollbehörde am Montag mitteilte. Die Exporte der zweitgrößten Volkswirtschaft stiegen im Vergleich zum Mai des Vorjahres um fast 28 Prozent. Die Importe machten einen Sprung um gut 51 Prozent.

Diese außergewöhnlich hohen Zuwächse im Vergleich zum Vorjahr sind zum Teil mit dem großen Einbruch des Welthandels wegen der Corona-Pandemie zu erklären. Bei den Exporten war allerdings noch mehr erwartet worden. Die Exporte hätten zwar von einer Erholung der Nachfrage in den Industrieländern profitiert, so Analysten. Allerdings kämpften die Exporteure mit höheren Rohstoff- und Frachtkosten, logistischen Engpässen und einem stärkeren Yuan.

Deutschland profitiert von China

Die Mai-Zahlen zeigen außerdem: Auch Deutschland profitiert deutlich von der kräftigen Erholung in China, seinem wichtigsten Handelspartner. Nach Angaben der Pekinger Zollverwaltung stiegen die Importe aus Deutschland im Mai um 47 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. China lieferte umgekehrt 6,7 Prozent mehr Waren nach Deutschland.

China war mit einem Rekordwachstum ins neue Jahr gestartet. Die Wirtschaft wuchs in den ersten drei Monaten um 18,3 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal des Vorjahres. Die Regierung in Peking verfolgt eine "Null-Covid-Strategie". Durch Ausgangssperren, Massentests, Kontaktverfolgung, Quarantäne und strengen Einreisebeschränkungen gab es seit dem vergangenen Sommer nur noch wenige, kleinere Ausbrüche, so dass sich die Wirtschaft und das Alltagsleben normalisieren konnten.

iw/bea (rtr, dpa)