Indien verhängt Ausgangssperre in Kaschmir
4. August 2020Wegen möglicher Demonstrationen genau ein Jahr nach der Aufhebung von Autonomierechten haben die Behörden im indischen Teil Kaschmirs eine Ausgangssperre verhängt. Sie gelte an diesem Dienstag und Mittwoch, sagte ein hochrangiger Polizeivertreter der Nachrichtenagentur AFP.
Tausende Soldaten errichteten Sperren auf den Hauptstraßen. Polizeiwagen fuhren durch Srinagar - in den Sommermonaten die Hauptstadt des Unionsterritoriums Jammu und Kaschmir. Per Lautsprecherdurchsage wurden die Menschen aufgefordert, in ihren Häusern zu bleiben. Bewohner hatten den Jahrestag zuvor als "schwarzen Tag" bezeichnet.
Sonderstatus gestrichen
Die Regierung in Neu Delhi hatte im August 2019 den in der Verfassung festgelegten Sonderstatus für den indischen Teil Kaschmirs gestrichen und bereits damals eine Ausgangssperre verhängt. Damit entfielen zahlreiche Autonomierechte für die Region. In der Folge wurden rund 7000 Menschen festgenommen. Hunderte von ihnen befinden sich noch immer in Hausarrest oder im Gefängnis. Derzeit sorgt eine neue Regelung in der Region für Empörung, wonach erstmals auch Menschen von außerhalb Land in Kaschmir kaufen können.
Seit der Unabhängigkeit der früheren Kolonie Britisch-Indien und einem Krieg zwischen Indien und Pakistan 1947 ist Kaschmir geteilt. Die Region wird von beiden Staaten vollständig beansprucht. Auch China reklamiert Teile des Gebietes für sich. Seit 1989 kämpfen mehrere muslimische Rebellengruppen teils für die Autonomie Kaschmirs, teils für den Anschluss an Pakistan. Im Grenzgebiet gibt es immer wieder Feuergefechte zwischen indischen und pakistanischen Soldaten.
Botschaftspersonal halbiert
Die diplomatischen Spannungen zwischen beiden Atommächten hatten sich unlängst noch einmal verschärft. Im Juni hatte Indien das Nachbarland aufgefordert, sein Botschaftspersonal in Neu Delhi zu halbieren. Man selbst werde ebenfalls jeden zweiten Mitarbeiter in Islamabad abziehen, teilte die indische Regierung damals mit. Begründet wurde die Anweisung mit Spionagevorwürfen, welche die pakistanische Seite umgehend zurückwies.
jj/qu (dpa, afp)