Indien-China: Neuer Zwist an der Grenze
13. Dezember 2022Bei den neuen Auseinandersetzungen hat es nach Angaben des indischen Verteidigungsministers Rajnath Singh Verletzte auf beiden Seiten gegeben. Der Vorfall habe sich bereits vergangene Woche im nordostindischen Himalaya-Distrikt Tawang ereignet, teilte Singh in einer Rede im Parlament mit.
Chinesische Soldaten seien auf indisches Territorium vorgedrungen und hätten versucht, den Status quo entlang der umstrittenen Grenze in der Nähe des Jangtse-Flusses zu ändern, sagte Singh weiter. Bei darauffolgenden Gefechten seien Soldaten beider Seiten leicht verletzt worden. Es habe anschließend ein Treffen zwischen den Kommandeuren gegeben, um Ruhe und Frieden wiederherzustellen.
Der Sprecher des zuständigen chinesischen Militärkommandos wies die indischen Vorwürfe zurück. Er beschuldigte seinerseits die indischen Truppen, die Demarkationslinie illegal überschritten und chinesische Grenzpatrouillen "behindert" zu haben. Die chinesischen Truppen hätten "professionell" reagiert und die Lage rasch stabilisiert.
Der Streit über den Grenzverlauf belastet die Beziehungen zwischen Indien und China schon seit Jahrzehnten. Peking beansprucht rund 90.000 Quadratkilometer eines Gebiets für sich, das sich unter der Kontrolle Neu Delhis befindet. Im Jahr 1962 führten die beiden Atommächte sogar einen kurzen Krieg um die Grenze im Himalaya.
1967 kam es erneut zu tödlichen Zusammenstößen. Der Vorfall am vergangenen Freitag ist der schwerste seit dem Jahr 2020, als 20 indische Soldaten bei Auseinandersetzungen mit chinesischen Soldaten getötet worden waren. Auch auf chinesischer Seite gab es damals Tote, doch nannte Peking keine Zahlen. Nach weiteren Vorfällen einigten sich beide Seiten auf eine Reihe von Maßnahmen zur Deeskalation des Konflikts.
Der jüngsten Konfrontation vorausgegangen waren gemeinsame Militärübungen zwischen Indien und den Vereinigten Staaten im nordindischen Bundesstaat Uttarakhand, der an China grenzt. Peking reagierte verstimmt auf die gemeinsamen Manöver.
uh/pg (dpa, afp, ap)