In Sachen Euro hat Finnland seine Hausaufgaben gemacht
16. November 2001Für die Finnen ist die Finn-Mark mehr als nur ein Zahlungsmittel. Als ihnen 1865 Zar Alexander II. diese Währung gab, da bedeutete sie einen großen Schritt zur Selbstständigkeit. Entsprechend unpopulär waren denn auch zunächst die Bestrebung, dass Finnland sich der Europäischen Währungsunion anschließen und den Euro einführen sollte. In den Meinungsumfragen hatte die Euro-Gegner damals immer eine deutliche Mehrheit.
Die Finnen sind allerdings Realisten. Wenn gefragt wurde, ob man für den Euro sei, sollte auch die Mehrheit der anderen EU-Staaten diesen Währung bei sich einführen, dann antwortete die Mehrheit mit Ja.
Zu lange hatte Finnland zwischen Baum und Borke, zwischen dem Westen und dem großen Nachbarn Sowjetunion, gegen den man zwei Kriege führen mußte, gelebt. Einer solchen Situation wollte man sich nicht noch einmal aussetzen und deshalb wollte man den Anschluss an die anderen europäischen Staaten. Einer ließ sich in seinem Plan, Finnland in die Währungsunion zu führen, nie beirren. Das war der Regierungschef Paavo Lipponen. So negativ die Umfrageergebnisse für seine Pläne auch waren, Lipponen entdeckte immer noch eine positive Tendenz. Und das finnische Parlament, der Reichstag, folgte ihm mit der notwendigen Zweidrittel-Mehrheit.
So kam es, dass in Finnland die Einführung des Euro gegen die Mehrheit der Bevölkerung durchgezogen wurde. Als die Entscheidung im Parlament im August 1998 gefallen war, da waren die Diskussionen über das Für und Wider des Euro für Finnland geradezu schlagartig beendet. Finnland, das innerhalb der EU und erst recht unter den nordischen Mitgliedsstaaten immer ein wenig als europäischer Musterschüler gilt, hatte seine Hausaufgaben gemacht und die Kriterien für den Beitritt zu Währungsunion erfüllt.
Die finnische Wirtschaft hat von Anfang an den Euro gewollt. Bei einer Umfrage kurz vor der Einführung des Euro waren 83 Prozent der finnischen Unternehmen dafür. Und während sich die Finnen noch stritten, führten viele Betriebe bereits Seminare über den Euro durch, um ihre Mitarbeiter auf die neue Währung vorzubereiten. Man sollte seine Zeit nicht mit Diskussionen vergeuden, wenn man die Chance hat, von Anfang an dabei zu sein, sagte ein führender finnischer Wirtschaftsmanager.
Größere Exportchancen und geringere Finanzierungskosten. Das vor allem erwartet die Wirtschaft von der neuen Währung. Nun bereitet man sich mit Hochdruck auf den Euro als Zahlungsmittel vor. Gerade haben die Banken stolz verkündet: Sie werden bereits innerhalb der ersten Woche 80 Prozent ihrer Automaten auf den Euro umgestellt haben. Leider bräuchten die meisten anderen Länder mehr Zeit. Finnland ist eben immer ein Musterschüler.