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Immer weniger Elefanten in Afrika

1. September 2016

Abgetrennte Rüssel und Schädelteile, daneben verwesen mächtige graue Körper. Für Forscher bitterer Alltag. Vom Flugzeug aus zählten sie Afrikas Elefanten. Mit ernüchterndem Ergebnis: Die grauen Riesen sind bedroht.

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Süd Afrika - Elefantenherde mit Baby
Bild: picture-alliance/R. Harding

Beim ersten fast kontinentweiten Zensus der bedrohten Tiere kamen US-Wissenschaftler nur noch auf 352.271 Elefanten in 18 afrikanischen Staaten. 90 Forscher hatten zwei Jahre lang Herden und Skelette von Flugzeugen aus gezählt. Gut vier Fünftel davon leben in Reservaten.

Bisher wurde der Gesamtbestand auf 400.000 bis 630.000 Exemplare geschätzt. Die federführenden Ökologen Michael Chase von der Oragnisation "Elefant without borders" aus Botswana und Curt Griffin von der University of Amherst in Massachusetts veröffentlichten die Ergebnisse im Fachjournal "PeerJ".

Bedrohte Population

Demnach sank in den 15 Staaten mit historischen Vergleichsdaten allein zwischen 2007 und 2014 die Zahl der Afrikanischen Elefanten um 144.000 Tiere, das entspricht etwa 30 Prozent. Im Schnitt schrumpfen die Bestände derzeit um acht Prozent pro Jahr, berechneten die Forscher. Grund dafür ist vor allem die Wilderei. Besonders bei den seltenen Waldelelefanten ist der Zustand bedrohlich, da sie sensibel auf die Bedrohung ihres Lebensraums reagieren.

Einer im "Journal of Applied Ecology" veröffentlichten Studie der Wildlife Conservation Society in New York zufolge sind Waldelefanten eine der sich am langsamsten fortpflanzenden Spezies. Die Bestände haben sich der Studie zufolge zwischen 2002 und 2013 um 65 Prozent dezimiert. Es werde ein Jahrhundert dauern, bis sich die Bestände erholt haben, sagte Andrea Turkalo, Forscher in der Zentralafrikanischen Republik. Von 1990 bis 2013 beobachtete er fast täglich Waldelefanten in der Dzanga Bay in der Zentralafrikanischen Republik und sammelte Daten. "Weibliche Waldelefanten in der Dzanga Population bekommen das erste Junge mit 23 Jahren, das ist spät", sagte Turkalo. Die Afrikanischen Elefanten pflanzten sich bereits mit zwölf Jahren fort und dann alle drei bis vier Jahre. Waldelefantenkühe seien nur alle fünf bis sechs Jahre trächtig.

Elfenbeinverbrennung in Kenia Foto: © picture-alliance/dpa/D.Kurokawa
In Kenia wurde im großen Umfang Elfenbein von den Behörden verbranntBild: picture-alliance/dpa/D.Kurokawa

Beide Studien werden auch auf der an diesem Donnerstag beginnenden Weltnaturschutzkonferenz (IUCN) in Honolulu Thema sein. Die Versammlung will sich unter anderem für ein Binnenhandelsverbot mit Elfenbein einsetzen. Bevor Europäer den afrikanischen Kontinent betraten, lebten dort Schätzungen zufolge bis zu 20 Millionen Elefanten. 1979 waren es noch etwa 1,3 Millionen. Nach dem Inkrafttreten eines internationalen Handelsverbots für Elfenbein 1989 erholten sich die Bestände vielerorts, doch seit 2005 dezimieren Wilderer sie erneut drastisch.

Entmutigende Szenarien

"Die Ergebnisse des 'großen Elefanten-Zensus' zeigen ganz klar, dass Wilderei immer noch in ganz Afrika Elefantenherden dezimiert. So ein Tun ist auf jeder Ebene sinnlos - auf moralischer, ökonomischer oder politischer", kritisierte der stellvertretende Chef des UN-Umweltprogamms Unep, Ibrahim Thiaw. "Wenn man daran denkt, wie viele Elefanten in manchen Gebieten vor 10 oder 20 Jahren noch lebten, dann ist das unglaublich entmutigend", sagte Forscher Chase dem Sender CNN. "Früher versorgten diese Ökosysteme Tausende von Elefanten, wo wir nur Hunderte oder Dutzende zählten."

Infografik Rückgang Afrikanischer Elefanten Deutsch DW-Grafik: Peter Steinmetz Redaktion: Hannah Fuchs

Im Elefanten-Schutzgebiet Babile in Äthiopien etwa entdeckten die Forscher noch eine einzige Elefantenherde mit 36 Mitgliedern. Es ist die letzte im gesamten Horn von Afrika. In Angola, Kamerun und Mosambik wurden besonders viele alte und jüngere Elefanten-Kadaver gesichtet. Auch insgesamt mehr als 200 Wilderer-Lager entdeckten die Forscher von den Flugzeugen aus.

Handel mit Elfenbein soll legalisiert werden

Am dichtesten mit Afrikanischen Elefanten besiedelt sind dem Zensus zufolge Botswana mit 130.451 und Simbabwe mit 82.304 Tieren. Namibia, das ebenfalls über größere Bestände verfügt, hat seine privat finanzierten Zählungen dem Zensus nicht zugänglich gemacht. Zusammen mit Simbabwe möchte Namibia den Handel mit Elfenbein wieder legalisiert sehen. Kenia hingegen, dessen Elefantenbestände (25.959) sich tendenziell erholen, setzt auf Elefantenschutz, weil er Geld im Tourismus bringt. Auch Thiaw plädiert für diesen Ansatz: "Staaten in Afrika entdecken, dass wildlebende Tiere lebendig mehr Wert bringen als tot, und dass sie helfen, Einkünfte zu erzielen, um Bildung, Gesundheitssysteme und Infrastruktur zu finanzieren."

cgn/gri (afp, dpa)