Klimabedingte Naturkatastrophen nehmen zu
10. Oktober 2018Zu diesem Ergebnis kommt eine neue UN-Studie. Überschwemmungen, Stürme, Hitzewellen, Dürren und Waldbrände verursachten in den vergangenen 20 Jahren mehr als doppelt so hohe Schäden wie in den 20 Jahren davor, berichtete das UN-Büro für Katastrophenvorsorge (UNISDR) in Genf.
UNISDR-Vertreter Ricardo Mena sprach von alarmierenden Zahlen - auch mit Blick in die Zukunft. Die Zahl der klimabedingten Katastrophen stieg von durchschnittlich 165 auf 329 pro Jahr, heißt es in dem Bericht. In dem untersuchten Zeitraum wurden weltweit 7.255 Naturkatastrophen registriert. 43 Prozent davon waren Überschwemmungen und 28 Prozent Stürme.
Vielfach klimabedingte Katastrophen
Der Klimawandel führe zu immer mehr und immer größeren Katastrophen, sagte UNISDR-Sprecher Denis McClean dem Evangelischen Pressedienst. Fast vier Fünftel aller Schäden seien durch Katastrophen verursacht wurden, die in einem Zusammenhang mit dem Klima stehen. Es handele sich dabei um eine Summe von 2.250 Milliarden US-Dollar. Allerdings seien nicht alle Katastrophen, die im Zusammenhang mit dem Klima stehen, auf die Erderwärmung zurückzuführen.
56 Prozent der 1,3 Millionen Todesopfer kamen durch andere, nicht klimabedingte Desaster ums Leben, etwa Erdbeben, Tsunamis oder Vulkanausbrüche. Bei den 4,4 Milliarden Menschen, die verletzt wurden oder ihre Häuser und ihren Lebensunterhalt verloren, waren 94 Prozent von klimabedingten Phänomenen wie Überschwemmungen, Dürren und Stürme betroffen. Die gemeldeten Schäden durch klimabedingte Naturkatastrophen lagen von 1998 bis 2017 bei 2200 Milliarden Dollar (1900 Milliarden Euro). Das ist zweieinhalb mal so hoch wie in der Periode 1978-1997 (895 Milliarden Dollar).
Probleme bei der Erfassung der Schäden
Zusammen mit Schäden durch andere Katastrophen wie Erdbeben, Tsunami und Vulkanausbrüche betrugen die Schäden 2900 Milliarden Dollar, verglichen mit vorher 1300 Milliarden Dollar. Der wahre Wert liege aber deutlich höher, weil nur bei rund einem Drittel der Katastrophen Schäden erfasst und beziffert worden seien, sagte die Autorin der Studie Debarati Guha.
Die Statistiker haben die Preisentwicklung für den Vergleich eingerechnet und zu Dollarpreisen von 2017 gerechnet. Die mit Abstand größten Schäden verzeichneten der Studie zufolge von 1998 bis 2017 die USA, unter anderem, weil Häuser und Infrastruktur dort deutlich teurer ist als in vielen anderen Ländern.
Deutschland und das Hochwasser
Bei den erfassten absoluten Schäden liegt aber auch Deutschland international unter den Top Ten, vor allem wegen Folgen von Überschwemmungen. Frankreich litt hingegen stärker unter Stürmen, Italien unter Beben.
Schlimmer noch sieht es in Entwicklungsländern aus: "Von Katastrophen sind immer die Ärmsten der Armen betroffen", sagte Guha. Sowohl global, weil ärmere Länder mit weniger Versicherungen härter durch Katastrophen getroffen würden, dies gelte aber auch innerhalb der Länder. Katastrophenfolgen seien für die ärmere Bevölkerung immer besonders gravierend.
Es müsse dringend mehr getan werden, um Menschen zu schützen. "Arme Länder haben keine 20 Jahre mehr, bis gehandelt wird", sagte Guha. "Die meisten Kinder sind bis dahin tot - wir brauchen Lösungen in den nächsten fünf bis zehn Jahren."
cgn/ww (dpa, epd)