Imame sollen Deutsch sprechen können
4. März 2019Imame oder andere Geistliche aus dem Ausland, die kein Deutsch sprechen, sollen hierzulande nicht mehr arbeiten dürfen. Man plane eine Änderung des Aufenthaltsgesetzes und der Beschäftigungsverordnung, die Deutschkenntnisse zur Einreisevoraussetzung mache, teilte eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums in Berlin mit.
Das Gesetz betreffe nicht nur Imame, sondern auch Geistliche anderer Religionsgemeinschaften, stellte die Sprecherin klar. Die Ausgestaltung sei im Einzelnen noch nicht abgeschlossen. Es geht jetzt darum, welches Sprachniveau nachgewiesen werden müsse. Die Regeln sollten aber nur für Angehörige aus Drittstaaten gelten Für Geistliche innerhalb der Europäischen Union bleibe es bei den bisherigen Regelungen: Es gelte weiterhin die Freizügigkeit.
Verstehen, was in Deutschland gepredigt wird
Bislang sind Sprachkenntnisse keine Voraussetzung für eine Einreise hierzulande. Mit der Zuwanderung der letzten Jahre wachse der Bedarf an religiöser Betreuung von Ausländern, erklärte das Innenministerium. Die dafür eingesetzten Geistlichen hätten in den Gemeinden "auch eine Vorbild- und Beraterfunktion, die für ein friedliches Zusammenleben verschiedener Kulturen und Religionen sowie für eine erfolgreiche Integration insbesondere auch neu Zugewanderter in Deutschland entscheidend" sei. Diese "integrative Aufgabe" könnten ausländische Geistliche besser wahrnehmen, "wenn sie die deutsche Sprache sprechen und mit Deutschland und seiner Kultur vertraut sind".
Die migrationspolitische Sprecherin der FDP im Bundestag, Linda Teuteberg, lobte den Plan und erklärte, was in Deutschland gepredigt werde, müsse von allen verstanden werden.
Eine Statistik zur Zahl der in Deutschland aus dem Ausland stammenden Geistlichen allgemein oder zu islamischen Religionsbediensteten (Vorbeter, Prediger) gibt es nach Angaben des Ministeriums nicht. Allerdings seien 1049 islamische Religionsbedienstete in Gemeinden des türkischen Islam-Dachverbands Ditib in Deutschland tätig, davon 149 weibliche, teilte das Ministerium unter Berufung auf den Verband mit. Diese verfügten in der Regel über einen befristeten Aufenthaltstitel und kehrten nach etwa vier Jahren oder früher in die Türkei zurück.
Die Ditib als langer Arm Ankaras
Die Ditib, die größte Islam-Organisation in Deutschland, steht wegen ihrer Nähe zur Regierung in Ankara und ihrer Abhängigkeit von der staatlichen türkischen Religionsbehörde Diyanet seit einigen Jahren in der Kritik. Die Diyanet entsendet für die etwa 960 Ditib-Moscheegemeinden Imame nach Deutschland.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte sich Ende 2018 dafür ausgesprochen, dass Deutschland mehr islamische Prediger selbst ausbilden sollte. Innenminister Horst Seehofer (CSU) hatte auf der 4. Islam-Konferenz im November in Berlin von den islamischen Gemeinden in Deutschland gefordert, sich schrittweise von ausländischen Geldgebern frei zu machen und auch die Ausbildung von Predigern weitgehend selbst zu stemmen.
cw/rb (afp, dpa, epd, kna)