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Im "Silberpfeil" zum Friedens-Dialog

27. Oktober 2011

Zum dritten Mal treffen sich in Assisi Vertreter vieler Religionen, um über Wege zum Frieden zu sprechen und zu beten. Diesmal jedoch gibt es mit Benedikt XVI. einen neuen Gastgeber und auch das Programm ist anders.

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Weltfriedenstreffen Assisi 2011 (Foto: Andrew Medichini/AP/dapd)
Bild: dapd

Der Papst fährt in einem "Silberpfeil" zum Weltfriedenstreffen nach Assisi. Dabei handelt es sich keineswegs um einen Formel-1-Flitzer, sondern um einen italienischen Schnellzug des Typs "Frecciargento". Benedikt der XVI. hat es scheinbar eilig zum interreligiösen Dialog zu gelangen. Begleitet wird er von 300 Delegierten aus 31 christlichen Kirchen und von zwölf Weltreligionen. Schon ab 7.00 Uhr am Donnerstagmorgen, eine Stunde vor Abfahrt also, tummelten sich orthodoxe und islamische Würdenträger, buddhistische Mönche sowie christliche Bischöfe und römisch-katholische Kardinäle auf dem einzigen Bahnsteig des Vatikan. Ziel sei es, in der kleinen umbrischen Stadt Assisi den Traum gelebter Brüderlichkeit gerade in Zeiten von Kriegen, Finanz- und Hungerkrisen fortzusetzen, hieß es aus dem Päpstlichen Friedensrat.

Lange Tradition

Vor genau 25 Jahren hatte Papst Johannes Paul II. zum ersten interreligiösen Friedensgebet der Weltreligionen nach Assisi eingeladen. Die Heimatstadt des Kirchenheiligen Franziskus rückte mit einem Schlag ins Licht der Weltöffentlichkeit. So etwas hatte in der 2000jährigen Kirchengeschichte noch nicht gegeben. Erstmals betete der katholische Papst gemeinsam mit Bischöfen verschiedener christlicher Konfessionen, mit Indianerhäuptlingen, dem Dalai Lama, mit Priestern und Mönchen zahlreicher Religionen für den Frieden – jeder natürlich zu seinem Gott. Damals war die Welt noch eine andere: Der "Eiserne Vorhang" schien schier undurchdringlich zu sein, die Mauern, die West und Ost trennten, wie für die Ewigkeit zementiert. Die Welt hatte neben den Machtblöcken noch einige Diktaturen mehr und mit ihnen einen viel höheren Risikofaktor kriegerischer Auseinandersetzungen. Deshalb zeigte die starke Resonanz der teilnehmenden Religionsvertreter, wie sehr sie davon überzeugt waren, dass die Welt Gebete nötig hatte.

Kritiker warnen

Kirchenpolitisch war diese Einladung zum ersten Friedensgebet der Weltreligionen ein geschickter Schachzug, stärkte das Gebet doch nachhaltig die moralische Autorität des Papstes weit über die Grenzen seiner eigenen Kirche hinaus. Ein Faktor, der seinem Ansehen keineswegs schadete im Zusammenhang mit dem Áuseinanderbrechen des Ostblocks. Dennoch ist die Zahl der Kritiker an der Gebetsrunde nicht gerade klein. Besonders Christen aus den theologisch konservativen Lagern verschiedener Konfessionen warnten vor Synkretismus, also Religionsvermischung. Wenn alle Religionen gleich gültig seien, dann bestehe die Gefahr das der Glaube gleichgültig werde. Die Gefahr drohender Beliebigkeit machte die Runde. Zu den Kritikern gehörte auch der damalige Kurienkardinal Joseph Ratzinger als oberster Glaubenswächter der katholischen Kirche.

Religionstreffen in Assisi 2002(Foto: AP)
Religionstreffen in Assisi 2002Bild: AP
People walk in the main aisle of the Basilica of St. Francis of Assisi, Saturday, November 27,1999. The Basilica reopens officially Sunday Nov. 28, 1999 after restoration works that pieced together thousands of fragments of the finest frescoes of the medieval Europe. The vaults of the basilica carrying the fresco of St. Gerolamo, part of the "Four doctors of the Church"collapsed on Sep. 26 1997 after a major earthquake hit central Italy. (AP Photo/Pier Paolo Cito)
Franzikus Basilika in AssisiBild: AP

Das hinderte Papst Johannes Paul II. jedoch nicht daran, für den 24. Januar 2002 zu einem zweiten Friedensgebet nach Assisi einzuladen. Der Ost-West-Konflikt war zwar längst Geschichte, doch die Terroranschläge vom 11. September in New York und Washington, hatten gerade erst die Welt erschüttert und waren dabei, sie nachhaltig zu verändern. "In diesem historischen Moment braucht die Menschheit Gesten des Friedens und Worte der Hoffnung", so Papst Johannes Paul II. in seiner Einladung zu diesem interreligiösen Friedensgebet. Mehr als 400 Religionsführer aus aller Welt folgten ihr.

Drittes Treffen mit Änderungen

Bei dem jetzigen dritten Treffen ist einiges anders als zuvor. Der Vatikan versicherte im Vorfeld, jeden Synkretismus vermeiden zu wollen. So ist nicht mehr von einem interreligiösem Friedensgebet die Rede, sondern von einem interreligiösem Friedenstreffen. Gebetet oder meditiert wird zwar auch, aber individuell - in getrennten Räumen. Wenn der Papst gehofft hatte, den Kritikern auf diese Weise den Wind aus den Segeln nehmen zu können, so ist dies nicht vollständig gelungen. Erzkonservative katholische Piusbrüder jedenfalls haben die alte Kritik bereits wieder aufgetischt. Auf jeden Fall räumt der Papst mit den Änderungen eigene Vorbehalte in Sachen Religionsvermischung aus und bleibt sich selber treu. Deshalb ist der offizielle Höhepunkt von Assisi diesmal die Erneuerung jenes Friedensversprechens, das man sich bereits beim letzten Treffen im Jahr 2002 gegeben hatte. Aber wer weiß – vielleicht sind es letztlich doch die Gebete, die den Erfolg ausmachen.

Papst Benedikt XVI. mit seinen Gästen (Foto: dapd)
Papst Benedikt XVI. mit seinen GästenBild: dapd

Autor: Klaus Krämer
Redaktion: Nils Naumann