Im Kino: "Apollo 11"
27. Juni 2019Wo immer Sie die Gelegenheit haben: Schauen Sie diesen Film in einem IMAX-Theater. Oder zumindest auf einer großen Kino-Leinwand. Denn "Apollo 11" setzt ganz auf die Kraft der Bilder - und der Töne. Regisseur Todd Douglas Miller und sein Team haben sich in ihrem Dokumentarfilm für ein ungewöhnliches Konzept entschieden: Sie verzichten auf jegliche Kommentierung, auf Overvoice, auf Interviews, auf einordnende Sequenzen.
"Apollo 11" verwendet ausschließlich Original-Filmmaterial, chronologisch montiert, versehen mit der entsprechenden Audiobegleitung: den Originaltönen der historischen Weltraummission aus der Apollo-Kapsel und der NASA-Zentrale.
Regisseur Miller: Erfahrung aus Weltraum und Urzeit
"Apollo 11" ist so etwas wie der "offizielle" Film zum Jubiläum. Der amerikanische Nachrichtensender CNN hatte Regisseur Miller vor drei Jahren beauftragt, den Film zum 50. Jahrestag der ersten Mondlandung in Szene zu setzen. Miller war gerade in der Post-Produktion seines Kurzfilms "Apollo 17" über die bisher letzte Mondlandung der NASA. Zuvor hatte der Regisseur seine spektakuläre Saurier-Dokumentation "Dinosaur 13" fertiggestellt. Er schien also der richtige Mann für große Aufgaben.
Schaut man sich den fertigen Film jetzt auf großer Leinwand an, ist es ein wenig so, als ob die Zeit stehen geblieben wäre. Natürlich haben die wenigsten Menschen die Vorbereitungen und die Arbeit hinter den Kulissen so hautnah mitbekommen, wie sie der Film jetzt präsentiert. Die Allermeisten dürften damals am 20. Juli 1969 lediglich die leicht verschwommenen Schwarz-Weiß-Aufnahmen jenes legendären ersten Schritts von Neil Armstrong auf dem Mond gesehen haben.
In "Apollo 11" ist man als Zuschauer hautnah dabei
Der Film zeigt die Tage unmittelbar vor dem Start der Trägerrakete mit der Apollo-11-Kapsel. Er zeigt die Arbeit hunderter Techniker in den NASA-Kontrollzentren, die Vorbereitungen, die schließlich zum Start führten. Der Zuschauer erlebt die letzten Stunden vor dem Start der drei Astronauten Neil Armstrong, Edwin "Buzz" Aldrin und Michael Collins hautnah mit. Er ist dabei, wenn die drei Raumanzüge und Helme anlegen, letzte Unterweisungen des technischen Personals mit auf den Weg bekommen. Wie sie mit dem Aufzug zur Kapsel hochfahren, sich dort in ihre engen Sitze quetschen.
Zwar hat es schon einige Dokumentarfilme über die Apollo-11-Mission gegeben, Spielfilme haben die geglückten und gescheiterten Mondlande-Missionen dramaturgisch verdichtet (zuletzt eindrucksvoll "First Man"/2018). Die Kinogeschichte hat schon ganz zu Beginn mit dem französischen Pionier Georges Méliès einen spektakulären Ausflug zum Mond unternommen ("Eine Reise zum Mond"/1902).
Der Film "Apollo 11": Mit 70mm auf den Mond
"Apollo 11" von Todd Douglas Miller fügt dem historischen Geschehen nun etwas Neues hinzu. Möglich gemacht hat es das digitale Zeitalter. Miller und seine Helfer haben sich in die Archive vergraben und all das zu Tage befördert, was dort noch schlummerte und bisher kaum oder nie einem größeren Publikum gezeigt wurde. Der größte Schatz: bisher unveröffentlichtes 70mm-Material. Das wurde mit Hilfe neuester digitaler Bearbeitungsmethoden auf Hochglanz poliert. Hinzu kamen 11.000 Stunden Audiomaterial.
"Erleben Sie die Mondlandung, als wären Sie selbst dabei." Mit diesem Slogan wirbt der Verleih für "Apollo 11" - und ein wenig trifft das tatsächlich zu. Schon die erste Szene des Films beeindruckt: Riesige Räder, auf denen die Trägerrakete montiert ist, bewegen sich unendlich langsam zum Startterminal auf Cape Canaveral. Das ist in seiner Größe, seiner Langsamkeit, seiner Erhabenheit, überwältigend.
Die erste Mondlandung wurde weltweit zum Medienereignis
Ein paar Kilometer weiter haben sich tausende Menschen versammelt, mit ihren Autos und Wohnwagen. Es herrscht eine Stimmung wie bei einem großen Open-Air-Rockkonzert. Familien, Männer, Frauen, Kinder, Weltraum-Fans - sie alle wollen den Start der Apollo-Mission live miterleben. Der Film fängt das mit eindrucksvollen Aufnahmen aus der Hubschrauber-Perspektive ein.
Und so geht es weiter. Bis zum Start der Rakete. Schließlich bis zum Mond. Da werden die Originalaufnahmen natürlich spärlicher - der Flug zum Beispiel wird mit kurzen animierten Szenen gezeigt, einzige Konzession der Filmemacher an den klassischen Dokumentarfilm. Gefüllt werden diese filmischen Leerstellen mit Sequenzen aus dem Kontrollzentrum. Dort sitzen hunderte Spezialisten vor ihren Rechnern, werten aus, errechnen Flugbahnen neu, planen die nächsten Schritte - und rauchen. Dieses kleine, nebensächliche Detail erinnert den Zuschauer vielleicht am stärksten daran, dass es hier um ein Ereignis aus dem Jahre 1969 geht. Damals rauchten alle - aber auch wirklich alle.
"Apollo 11" brilliert mit brillanter Farbgebung
Am verblüffendsten aber wirken die brillanten Farben des Films. Die Mondlandung hat man in Schwarz-Weiß in Erinnerung - und natürlich sind die Sequenzen der ersten Schritte und des Aufenthalts der Astronauten auf dem Mond nach wie vor auch nur so zu sehen. Alles andere hingegen glänzt in Farbe, bestechend scharf, kontrastreich, farbintensiv. Die digitale Bearbeitung macht es möglich.
"Die Mission von Apollo 11 ist eine der größten Errungenschaften der menschlichen Geschichte - hunderttausende Menschen, zehntausende Firmen und Unternehmen, sie alle waren damals auf ein Ziel fokussiert, die Menschen in eine andere Welt zu bringen", schwärmt Regisseur Miller über den Pioniergeist der Zeit. In seinem Film hat er ihn eingefangen. Geholfen haben ihm dabei vor allem die Errungenschaften des digitalen Zeitalters, von dem damals, 1969, noch kaum jemand etwas ahnte.
Nach der Uraufführung beim Sundance Filmfestival kommt der Film ab dem 27.06.2019 weltweit in die Kinos. Der Deutschland-Start ist für den 7. Juli vorgesehen. "Apollo 11" wird vereinzelt auch in IMAX-Filmtheatern gezeigt (zum Teil in einer kürzeren Version).