Menschenrechtspreis für DW-Doku über Killerkommandos
10. Mai 2024Nur schwer auszuhalten sind einige der Szenen, die der Film schildert. In leicht abstrahierten Zeichnungen stellen sie die Exekution eines Mannes dar, der zuvor von einer Eliteeinheit der bangladeschischen Armee abgeholt worden war. Es ist die Ermordung eines Oppositionspolitikers, die im Film "Inside Bangladesh's Death Squad" von Chris Caurla, Naomi Conrad, Arafatul Islam und Birgitta Schülke minutiös nachgezeichnet wird.
Erstmals gezielte Exekutionen und Folter nachgewiesen
Die Dokumentation, die von DW Investigations in Zusammenarbeit mit DW Bengali und dem Exilmedium Netra News produziert wurde, weist einer Elite-Einheit in Bangladesch zum ersten Mal gezielte Exekutionen und Folter nach. In Taipei wird sie nun mit dem Human Rights Press Award ausgezeichnet, einem der renommiertesten Journalistenpreise in Asien.
"Investigativer Journalismus braucht Mut, Ausdauer und journalistische Exzellenz. Das DW Team hat dies eindrücklich gezeigt. Ich bin stolz, dass die DW für diesen qualitativ hochwertigen Journalismus steht. Ich gratuliere herzlich”, sagt DW-Chefredakteurin Manuela Kasper-Claridge.
Das Rapid Action Battalion (RAB) wurde von der Regierung nach dem 11.September 2001 als Anti-Terror-Einheit mit Unterstützung westlicher Partnerländer gegründet. Mit den Jahren wuchs der Kreis derer, die ins Visier der Eliteeinheit gerieten. Neben militanten Islamisten verschwanden auch mutmaßliche Kriminelle und Oppositionspolitiker nachdem sie von der Truppe abgeholt wurden. Gerüchte über Exekutionen durch die Eliteeinheit kursieren schon länger.
Offiziere bestätigten die Verbrechen
Das DW-Team konnte sie nun zum ersten Mal nachweisen. Detailliert schildert der Film das Vorgehen der Truppe bei solchen Exekutionen, die im Nachhinein meist als Schießereien unter Kriminellen vertuscht werden. Das Team konnte erstmals ehemalige Offiziere der Truppe sprechen, die die Verbrechen bestätigten. Mit Hilfe von Dokumenten und Zeugenaussagen konnten sie Verantwortliche bis an die Spitze des Staates identifizieren.
"Die vielen mutigen Menschen – Quellen und andere – die uns vor Ort geholfen haben, diese Geschichte zu erzählen, haben diese Auszeichnung mindestens genauso verdient ", sagt Autorin Birgitta Schülke.
"Vergehen ans Licht bringen"
Film, Onlinetext und Social Media Beiträge erreichten zusammen an die 10 Millionen User, einen Großteil davon in der Landessprache Bengalisch. In Bangladesch selbst ist die Pressefreiheit eingeschränkt. Inländische Medien berichten kaum über die hunderten gezielten Tötungen, die der Einheit angelastet werden. "Diese Auszeichnung zeigt, dass es wichtig ist, dass wir als internationale Medien die Geschichten erzählen können, die Journalisten und Journalistinnen dort in Gefahr bringen würden", sagt Autorin Naomi Conrad.
Auf dem Pressefreiheits-Index ist Bangladesh in den letzten Jahren massiv zurückgefallen. "In einer solchen Situation berichten lokale Medien kaum über schwere Menschenrechtsverletzungen oder die Vergehen der Mächtigen", pflichtet ihr Co-Autor Arafatul Islam bei. "Investigationen Internationaler Medien wie unsere RAB-Doku sind deshalb wichtig, um diese Vergehen ans Licht zu bringen."