Iliescu-Visite in Budapest
22. September 2003Budapest, 22.9.2003, BUDAPESTER ZEITUNG, deutsch, Dénes Vajta
Der als Freundschaftsbesuch geplante Aufenthalt des rumänischen Präsidenten Ion Iliescu vergangene Woche ist zur Belastung des bilateralen Verhältnisses geworden. Auslöser der Spannungen waren Meinungsverschiedenheiten um die Aufstellung einer Statuengruppe im rumänischen Arad. Dabei wurden die tief liegenden Animositäten zwischen beiden Völkern deutlich.
Ende August schienen die ungarisch-rumänischen Beziehungen noch auf dem Weg der Besserung zu sein. Der Besuch Iliescus Anfang vergangener Woche sollte dies unterstreichen und den Weg Péter Medgyessys nach Bukarest am 23. September ebnen, wo die Regierungschefs der zwei Länder einen Vertrag über die Anwendung des Statusgesetzes in Rumänien signieren werden.
Das bilaterale Tauwetter wurde allerdings plötzlich von einer Diskussion um eine Statuengruppe in Arad überschattet, die wieder aufgestellt werden soll. Die Skulpturen sind eine Schöpfung des über die Grenzen hinaus bekannten Bildhauers György Zala. 1890 wurden sie in Erinnerung an den verlorenen Freiheitskampf der Ungarn gegen Österreich 1848/49 und die danach hingerichteten 13 Generäle aufgestellt. Sie erhielten den Namen Freiheitsstatuen.
Durch den Friedensvertrag von Trianon 1920 gehörte Arad zu Rumänien. Fünf Jahre später entfernten die neuen Machthaber das Denkmal und brachten es in der Burg von Arad unter. Die MDF-Vorsitzende Ibolya Dávid konnte vor drei Jahren erreichen, dass das Werk auf den Hof eines Minoritenklosters kam, wo es mit ungarischen Spendengeldern restauriert wurde. Die Kommune von Arad versprach, das Denkmal noch vor dem 6. Oktober, dem Jahrestag der Hinrichtung der 13 Generäle, auf einem öffentlichen Platz aufzustellen.
Die Angelegenheit galt als abgemacht, selbst Ministerpräsident Adrian Nastase stimmte zu. Anfang September legte das rumänische Kulturministerium plötzlich sein Veto ein, mit der Begründung, dass das Denkmal ästhetisch schwach und stilistisch überholt sei. Die Bauaufsicht verlangte aus formellen Gründen die Aufhebung der Baugenehmigung. Der Arader Vorsitzende der rumänischen Ungarnpartei (ung. Abkürzung: RMDSZ), András Király, bestritt allerdings, dass die Bauaufsicht zu diesem Schritt berechtigt sei. Die Aufhebung der Genehmigung könne nur ein Gericht bewirken, sagte er. Premier Nastase sprach von Missverständnissen und versprach die Neuerteilung der Genehmigung. Am nächsten Tag berief sich aber Nastase auf heftige Diskussionen auf einer Regierungssitzung und schlug vor, das Denkmal lieber im Rahmen eines Statuenparks aufzustellen.
Der RMDSZ-Vorsitzende Béla Markó bestand dagegen auf der Ausstellung auf einem öffentlichen Platz. Über die Umgebung sollte später entschieden werden. Als die Arbeiten zur Aufstellung der Freiheitsstatue eingestellt wurden, protestierte Markó energisch: "Das können wir nicht akzeptieren. Dies trifft die Zusammenarbeit zwischen der RMDSZ und der Regierung schwer".
In dieser verfahrenen Situation reiste Ion Iliescu nach Budapest. Der rumänische Staatspräsident hielt an der Idee eines Versöhnungsparks mit ungarischen und rumänischen Statuen fest, während ungarische Politiker nach einem Ausweg suchten. Sie bemühten sich Bukarest mit einer Geste für die Gozsdu-Stiftung milde zu stimmen ("Gozsdu" = ungarische Schreibweise, rumänisch: "Gojdu" – MD). Der rumänischstämmige Budapester Geschäftsmann Mano Gozsdu hinterließ zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein beachtliches Vermögen, um das die zwei Länder noch immer streiten. Nun soll mit seiner Hilfe ein gemeinsames Kulturzentrum gebaut werden. Präsident Iliescu begrüßte die Initiative, machte aber keine Kompromisse in Sachen Zala-Statue. (fp)