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Icann gibt neue Web-Adressen frei

20. Juni 2011

Bislang endeten Internet-Adressen beispielsweise mit .com oder .de. Die Zukunft wird deutlich flexibler: Ab 2013 können die Netz-Adressen auch mit einem Städte- oder Firmennamen enden. Doch das kostet eine Kleinigkeit.

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Netzwerkkabel stecken in einem Verteiler für Internetverbindungen (Foto: dpa)
Bild: picture alliance/dpa

Der Vertreter der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) Peter Dengate Thrush, ist begeistert: "Wir haben Geschichte geschrieben!" Die Organisation hat am Montag (20.06.2011) in Singapur die Zulassung völlig neuer Namensbereiche beschlossen. Danach können die URLs, also die Adressen für Websites, viel flexibler gestaltet werden. So kann etwa der Auto-Hersteller BMW eine Endung mit .bmw beantragen.

Bislang waren nur wenige so genannter Top Level Domains zugelassen. Neben der für Unternehmen vorgesehenen Endung .com waren Länderbezeichnungen vorherrschend. In Deutschland etwa enden die meisten URLs auf .de. So gibt es zurzeit rund 14,5 Millionen .de-Adressen und 92,5 Millionen .com-Domains.

Auch andere Schriftzeichen gelten

Peter Dengate Thrush (l.) (Foto: AP)
Peter Dengate Thrush (l.)Bild: AP

Wegen dieser Beschränkung wurde die Möglichkeit, mit einem einprägsamen Namen schon in der Adresse Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, mehr und mehr begrenzt. "Nun bieten wir eine Plattform an für die nächste Generation an Kreativität und Inspiration", sagt Dengate Trush. Denn nun seien auch nicht-lateinische Schriftzeichen erlaubt.

Eine neue Top Level Domain können nur Firmen oder Organisationen beantragen, die nachweisen, dass sie den neuen Adressbereich verwalten können. Außerdem müssen sie eine Gebühr von umgerechnet 130.000 Euro (185.000 US-Dollar) zahlen. Die Bewerbungen können vom 12. Januar bis zum 12. April 2012 eingereicht werden. Sichtbar werden die neuen Adressen dann im darauffolgenden Jahr.

Riesenchance für Unternehmen

"Heute ist endlich der Startschuss für eine neue Ära des Internet gefallen", begrüßte Thomas Rickert vom Verband der deutschen Internetwirtschaft (eco) den ICANN-Beschluss. Für Unternehmen böten sich nun "ganz neue Chancen der Markenbildung". Sein Kollege Oliver Süme geht davon aus, dass die neuen Adressen das Internet völlig neu strukturieren. "Die Art und Weise, wie wir künftig im Netz suchen, wird sich grundlegend verändern." Viele Unternehmen hätten schon lange auf die Vergabe neuer Top Level Domains gewartet.

Wie viele Anträge auf neue Top-Level-Domains es geben wird, weiß noch niemand. "Mindestens 120 Gruppen haben öffentlich ihr Interesse bekundet", sagte Dengate Thrush. Große Konzerne und globale Marken stehen bereits in den Startlöchern. Auch Städte und Regionen wie Bayern oder Barcelona wollen ihren Namen hinter dem Punkt sehen. Anträge erwartet ICANN auch von ethnischen Gruppen sowie Interessenvertretern, die ihr Anliegen hinter den Punkt bringen möchten, wie ".green" oder ".eco".

Was ist erlaubt, was nicht?

Doch mit der neuen Freiheit sind auch Konflikte programmiert: Die neuen Adressen müssen "moralisch und gemäß der öffentlich Ordnung angemessen" sein. Doch wer entscheidet darüber? Für westliche Länder etwa wird eine Bewerbung der "dotgay"-Initiative von Homosexuellen aus den USA kein Problem sein, wohl aber für islamische Länder, prophezeien Teilnehmer der ICANN-Konferenz.

Die ICANN ist eine Non-Profit-Organisation, die die operative Stabilität des Internets sicherstellen und den Wettbewerb im Domain-Markt fördern soll. Die Organisation wird manchmal als eine Art Weltregierung des Internets bezeichnet.

Autor: Martin Muno (dpa, afp, rtr, kna)
Redakteur: Marko Langer