IAEA verlangt Auskunft vom Iran
11. November 2020Irans Führung müsse eine "umfassende und zügige Erklärung" für die "Präsenz von vom Menschen gemachten Uranpartikeln an einem Ort im Iran" liefern, welcher der Internationalen Atomenergiebehörde nicht als Atom-Standort gemeldet worden sei, fordert die IAEA in einem vertraulichen Bericht. Bisherige Angaben des Landes seien "nicht glaubwürdig", heißt es in dem Text, der mehreren Nachrichtenagenturen vorliegt.
Die chemische Signatur der Atomspuren entspreche allerdings der von Spuren an Zentrifugen, die der Iran aus seinem Nachbarstaat Pakistan - einer Atommacht - importiert habe, so die IAEA weiter. Wo genau die Spuren im Iran entdeckt wurden, teilte die Wiener Behörde nicht mit. Nach Informationen aus Diplomatenkreisen könnten sie im Teheraner Bezirk Turkusabad gefunden worden sein. Der Ort war von Israel als mutmaßliches Gelände für geheime Nuklear-Aktivitäten bezeichnet worden.
Das Zwölffache des Limits
Laut IAEA-Bericht verfügt das von schiitischen Klerikern beherrschte Land mittlerweile über mehr als 2400 Kilogramm angereichertes Uran. Im internationalen Atomabkommen von 2015 hatte die iranische Führung der Einhaltung einer Obergrenze von rund 200 Kilogramm zugestimmt. Nach dem Ausstieg der USA aus dem Deal 2018 fühlt sich die Islamische Republik jedoch nicht mehr an alle Auflagen des Abkommens gebunden, das sie am Bau einer Atombombe hindern sollte.
Entgegen dem Abkommen soll der Iran inzwischen auch erste fortgeschrittene Uran-Zentrifugen unterirdisch installiert haben. Die Maschinen seien bisher aber noch nicht mit dem Grundstoff für die Uran-Anreicherung beladen worden, berichtet die IAEA. Die Regierung in Teheran hatte die Atomenergiebehörde über eine geplante Verlagerung von Zentrifugen aus einem überirdischen Pilot-Werk in der Anlage Natans unter die Erde informiert. Im Juli war eine überirdische Anlage niedergebrannt, was der Iran auf Sabotage zurückführte.
wa/AR (afp, dpa rtr)