"I am Malala"
8. Oktober 2013Die Veröffentlichung der Autobiographie "I Am Malala" (Ich bin Malala) am 8. Oktober ist kein Zufall. Einen Tag später jährt sich zum ersten Mal das Attentat auf das pakistanische Mädchen Malala Yousafzai. Am 9. Oktober 2012 war Malala im Swat-Tal im Nordwesten Pakistans von Taliban-Extremisten in einem Schulbus angeschossen und am Kopf schwer verletzt worden.
Nach dem Angriff wurde sie zur Behandlung ins britische Birmingham gebracht, wo sie inzwischen mit ihrer Familie lebt. Als sie nach sechs Tagen im Koma aufwachte, sei sie sich ihrer eigenen Identität nicht sicher gewesen, schreibt sie in ihrer Autobiographie. Das Buch verfasste sie mit der britischen Journalistin Christina Lamb.
Bloggerin für die BBC
In der Autobiographie beschreibt die inzwischen weltweit bekannte Kinderrechtsaktivistin auch ihr Leben unter den Taliban, die 2007 die Kontrolle über das Swattal übernahmen. Damals berichtete sie in einem Blog für den britischen Rundfunksender BBC, wie die Islamisten ihr und anderen Mädchen den Zugang zur Schule verweigerten.
Die radikal-islamischen Taliban verboten Fernsehen, Musik und Tanzen und bestraften Verstöße gegen ihre strengen Gesetze mit öffentlichen Auspeitschungen. Angesichts einer Militäroffensive wurde Malalas Familie 2009 zusammen mit einer Million anderer Bewohner zur Flucht gezwungen, erst nach dem Ende der Kämpfe kehrten sie zurück. Doch Malala, die durch ihr Engagement für das Recht der Mädchen auf Schulbildung bekannt geworden war, erhielt immer wieder Todesdrohungen.
Mit dem Politkowskaja-Preis geehrt
Für ihren Kampf für das Recht auf Bildung wurde Malala bereits mehrfach ausgezeichnet. Vor wenigen Tagen erhielt sie den Anna-Politkowskaja-Preis der britischen Menschenrechtsorganisation "RAW in War". Die kremkritische russische Journalistin Anna Politkowskaja war 2006 in Moskau ermordet worden, sie hatte in ihren Artikeln immer wieder Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien angepangert.
Malala ist auch für den Friedensnobelpreis nominiert, der am Freitag vergeben wird. Einige Beobachter halten sie bereits für die aussichtsreichste Kandidatin. Zudem gilt Malala als Favoritin für den Sacharow-Preis des EU-Parlaments. Die Auszeichnung wird am 20. November in Straßburg verliehen.
Am Montag rief Malala, die weiter von den Taliban bedroht wird, in einem BBC-Interview die Regierungen Pakistans, Afghanistans und der USA auf, Gespräche mit den Taliban zu führen. Ein Austausch mit den Taliban sei notwendig, um Frieden zu sichern. "Der beste Weg, um Probleme zu lösen und gegen den Krieg zu kämpfen, ist miteinander in Dialog zu treten", sagte die 16-Jährige. Zugleich appellierte sie an die Taliban, ihre Haltung zu ändern. Menschen zu töten oder zu foltern sei nicht im Sinne des Islam. Malala sprach zudem den Wunsch aus, sobald wie möglich in ihr Heimatland zurückzukehren und dort politisch aktiv zu werden. "Ich will eine bessere Zukunft für Pakistan und ich will, dass Bildung dort verpflichtend eingeführt wird", fügte sie hinzu.
kle/se (afp, epd, dpa, ape)