Hurrikan Iota fegt über Mittelamerika
Der 30. und bislang stärkste Sturm der aktuellen Wirbelsturmsaison hat vor allem die kolumbianischen Karibikinseln, Nicaragua und Honduras verwüstet.
Aufräumarbeiten nach Iotas Wüten
Mehrere Menschen sind durch den Hurrikan ums Leben gekommen, Zehntausende wurden evakuiert, Iota hinterließ eine Schneise der Verwüstung. Mittelamerika ist tragisches Opfer einer Rekordsaison: 13 Hurrikans gab es schon alleine im Atlantik, so viele Wirbelstürme wie nie zuvor. Mit ihrer Wucht töten sie Menschen und zerstören Dörfer und Natur. Eine Folge des Klimawandels, sagen die Wissenschaftler.
Knietief im Wasser in Cartagena
Zunächst war Iota in der höchsten Kategorie 5 unterwegs und fegte über Teile Kolumbiens - der erste Hurrikan der höchsten Stufe überhaupt auf kolumbianischen Gebiet. Auch in Cartagena überflutete Iota die Straßen, betroffen waren aber vor allem die kleinen Karibikinseln Providencia und San Andrés. Dort kam auch eine Person ums Leben.
Auf Matratzen im Touristenmekka
Das kolumbianische Cartagena ist normalerweise ein beliebtes Ziel für Touristen: Die Hafenstadt an der Karibikküste ist eine der schönsten Kolonialstädte Lateinamerikas und UNESCO-Weltkulturerbe. Literaturnobelpreisträger Gabriel García Márquez setzte Cartagena mit seinem Roman "Die Liebe in den Zeiten der Cholera" ein Denkmal. Jetzt ist die Stadt vor allem eins: Auffanglager für Hurrikanopfer.
Land unter in Puerto Cabezas
Nächstes Ziel von Iota: die Ostküste Nicaraguas. Mit einer Windgeschwindigkeit von 250 Kilometern pro Stunde erreicht der Hurrikan das südamerikanische Land. Erst sorgt der Wirbelsturm für reißende Fluten, weitläufige Überschwemmungen und steigende Pegel - erst dann wird Iota auf die Kategorie 4 zurückgestuft.
"Wir dachten, wir würden sterben"
Die Menschen in der nun völlig zerstörten Küstenstadt Puerto Cabezas fürchten um ihr Leben. Am Ende sterben in Nicaragua sechs Menschen, unter ihnen zwei Kinder im Alter von acht und elf Jahren, die ein über die Ufer getretener Fluss in den Tod reißt.
Blick in eine ungewisse Zukunft
Die Schreckensbilanz von Iota in Nicaragua geht noch weiter: Insgesamt 63.000 Menschen werden evakuiert, 35 Gemeinden sind komplett von der Außenwelt abgeschnitten, mindestens fünf Dörfer vollständig zerstört. Der Wirbelsturm trifft vor allem die Schwächsten und Ärmsten: an der Karibikküste Nicaraguas leben vor allem Indigene, die kein Geld für einen Wiederaufbau besitzen.
Sturzflut in San Pedro Sula
Iota schwächt sich zwar immer weiter zu einem tropischen Sturm ab, ist aber immer noch stark genug, um in Honduras riesigen Schaden anzurichten: Der Río Bermejo wird zu einem reißenden Fluss, den Bewohnern der zweitgrößten Stadt San Pedro Sula bleibt nur, ungläubig den Wassermassen hinterherzuschauen.
Spaziergang durch das Chaos von La Lima
Die kleine Gemeinde La Lima ist in Honduras bekannt als das "kleine New York". Zum einen, weil viele frühere Bewohner ein neues Zuhause in der Bronx und in Brooklyn gefunden haben. Außerdem gilt der Spruch: Bist Du ein großer Tänzer, musst Du aus La Lima sein. Iota hat nicht nur das "kleine New York" dem Erdboden gleichgemacht, sondern damit auch gleichzeitig den ganzen Stolz der 75.000 Einwohner.
Juan Orlando Hernández ist wütend
Wo ist die Hilfe der Industrieländer für die vom Klimawandel besonders betroffenen Regionen Mittelamerikas, wenn man sie braucht? Der honduranische Präsident kritisiert nach Iota: "Die Länder, die durch ihre Industrien, ihre Produktionsmodelle die Hauptverantwortung am Klimawandel tragen, stellen zwar Gelder im Rahmen des grünen Klimafonds bereit, aber es ist extrem schwer, an sie heranzukommen."
Erst Eta, jetzt Iota, und was kommt bald?
Iota hatte auch deswegen in Mittelamerika leichtes Spiel, weil zwei Wochen zuvor bereits Wirbelsturm Eta mit der Kategorie 4 eine fast identische Route genommen und Teile der Region zerstört hatte. Eta forderte sogar noch deutlich mehr Opfer: mehr als 150 Todesfälle wurden registriert, hinzu kommen die rund 100 Bewohner eines Dorfes in Guatemala, das von einem Erdrutsch verschüttet wurde.
Die dreifache Katastrophe
Menschenrechtsorganisationen sprechen bereits davon, dass Mittelamerika drei Katastrophen gleichzeitig bewältigen muss: Die Folgen der Wirbelstürme Eta und Iota und die Corona-Pandemie. Wegen der Verwüstungen durch die Hurrikans können die Hygiene-Regeln nicht mehr eingehalten werden, es fehlt an sauberem Wasser: So ist es sehr wahrscheinlich, dass sich das Virus künftig noch schneller ausbreitet.