Hunderttausende gegen Rentenpläne
9. Januar 2020Eisenbahner, Lehrer, Ärzte und auch etwa Anwälte haben ihre Arbeit niedergelegt, um an den landesweiten Protestaktionen und branchenübergreifenden Streiks teilzunehmen, zu denen die Gewerkschaften aufgerufen hatten. Damit soll die Regierung zu einer Abkehr von der Rentenreform gebracht werden - Präsident Emmanuel Macron will das komplizierte Rentensystem mit mehr als 40 unterschiedlichen Regelungen vereinheitlichen.
Die Streiks bei der Bahn und im Pariser Nahverkehr dauern bereits seit fünf Wochen an. Auch Raffinerien und Treibstofflager wurden erneut blockiert. Der Pariser Eiffelturm blieb für Besucher geschlossen. In der Hauptstadt, aber auch in anderen Großstädten wie Toulouse, Nantes, Bordeaux oder Marseille gingen Tausende Menschen auf die Straße.
Allein in Paris zählte die Gewerkschaft CGT 370.000 Demonstranten, das Innenministerium dagegen nur 56.000. Landesweit waren es laut Gewerkschaften 1,7 Millionen Menschen. Das Innenministerium sprach mit Blick auf ganz Frankreich von 452.000 Demonstranten.
Durch die Rentenreform befürchten die Protestler massive Einschnitte für Ruheständler und wollen vor einer neuen Verhandlungsrunde mit der Regierung an diesem Freitag den Druck erhöhen. "Wir sind noch weit entfernt von einer Einigung", sagte der Chef des größten Gewerkschaftsbundes CFDT, Laurent Berger. Er drängte die Regierung, zumindest auf die geplante Erhöhung des Rentenalters von derzeit 62 auf 64 Jahre zu verzichten.
Berger sprach aber von einem "Zeichen der Öffnung". Bei dem letzten Gespräch am Dienstag hatte sich Regierungschef Edouard Philippe positiv über die Gewerkschaftsidee geäußert, eine Konferenz für alternative Finanzierungsmöglichkeiten zu veranstalten.
ie/pg (afp, dpa ap)