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Hunderte Flüchtlinge vor Libyen vermisst

5. August 2015

Vor Libyen sind möglicherweise hunderte Flüchtlinge bei einem Schiffsunglück ertrunken. Nach Angaben der italienischen Küstenwache wurden bisher etwa 400 Menschen gerettet, an Bord waren aber wohl rund 700.

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Ärzte ohne Grenzen Hilfsschiff Dignity I
Bild: MSF/Juan Carlos Tomasi

Nach dem Untergang eines überladenen Flüchtlingsboots vor der libyschen Küste haben die Einsatzkräfte nach mehr als 200 Vermissten gesucht. Das Fischerboot mit möglicherweise mehr als 600 Menschen an Bord war gekentert, als sich ihm ein erstes Rettungsboot näherte, wie die italienische Küstenwache mitteilte. Nach ihren Angaben wurden bis zum frühen Abend rund 400 Menschen gerettet. Helfer bargen 25 Leichen. An dem Einsatz sind sieben Rettungsboote beteiligt, außerdem unterstützen zwei Helikopter die Rettungsbemühungen.

Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) erklärte, an Bord des Bootes hätten sich mehr als 600 Menschen befunden, die Organisation Ärzte ohne Grenzen ging von bis zu 700 Geflohenen aus. Das Boot hatte am frühen Morgen einen Hilferuf abgesetzt, der im sizilianischen Catania entgegengenommen wurde. Zwei in der Nähe des Bootes patrouillierende Rettungsschiffe wurden unmittelbar entsandt, das irische Marineschiff "Lé Niamh" sowie die von der Organisation "Ärzte ohne Grenzen" gecharterte "Dignity 1" (Artikelbild). Später kamen weitere Schiffe dazu.

Das UNHCR sei um das Leben der noch vermissten Flüchtlinge "besorgt", erklärte das Hilfswerk. Demnach war das Meer relativ ruhig, das Boot sank jedoch schnell, weil es aus Metall war. Offenbar steckten dabei noch zahlreiche Menschen in dem Schiffswrack fest. Das Schiffsunglück soll sich etwa 22 Seemeilen nördlich von Zuwarah ereignet haben. Im April waren schätzungsweise 800 Migranten ertrunken, als ihr Schiff vor der italienischen Insel Lampedusa kenterte und sank.

Schon 2000 Todesopfer dieses Jahr

Die Internationale Organisation für Migration (IOM) hatte am Dienstag in Genf mitgeteilt, seit Jahresbeginn seien bereits mehr als 2000 Menschen bei der Flucht über das Mittelmeer gestorben. Insgesamt unternahmen demnach seit Januar rund 188.000 Flüchtlinge und Migranten die gefährliche Reise über das Mittelmeer nach Europa. Die meisten Flüchtlinge kamen in Griechenland und in Italien an.

Die beiden Länder sind mit der Zahl der ankommenden Flüchtlinge überfordert. Die EU-Kommission will deswegen Asylbewerber über die Gemeinschaft verteilen. Dies stößt jedoch auf Widerstand aus Großbritannien und osteuropäischen Mitgliedsländern der EU. Die EU-Staaten haben beschlossen, Schlepperrouten im Mittelmeer stärker zu überwachen.

kle/sti (afp, dpa, rtre, ape)