1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Iran "verschleiert" Gewalt gegen Protestler

27. November 2019

Wie viele Menschen kamen bei den Protesten im Iran zu Tode? Menschenrechtsorganisationen gehen von weit über 100 Toten aus, die iranische Führung bleibt vage und spricht von einer "gefährlichen Verschwörung".

https://p.dw.com/p/3Tpkj
Iran Unruhen in Urumieh
Bild: ISNA

Das geistliche und staatliche Oberhaupt des Irans, Ajatollah Ali Chamenei, verurteilte die jüngsten Proteste, für die "Banditen" verantwortlich seien. Sie unterhielten Verbindungen zu Exilanten sowie zu den USA, Israel und Saudi-Arabien und hätten die Bevölkerung aufgehetzt. Nur ein einziges Mal nannte Teheran Opferzahlen, nämlich am 15. November, als die Proteste wegen der Benzinpreiserhöhung begonnen hatten. Damals war von neun Toten die Rede, darunter auch Sicherheitskräfte.

Unabhängige Untersuchung

Human Rights Watch (HRW) wirft dem Iran vor, das Ausmaß der Gewalt zur Unterdrückung der Proteste "gezielt zu verschleiern". Die Regierung in Teheran müsse "umgehend die Zahl der Toten, der Festnahmen und der Inhaftierungen bekannt geben und eine unabhängige Untersuchung zu mutmaßlichen Übergriffen zulassen", forderte die Menschenrechtsorganisation. HRW-Vertreter Michael Page verwies darauf, dass Amnesty International und andere Menschenrechtsgruppen von mindestens 140 Toten und 7000 Festnahmen ausgingen.

Neue Videos über Gewalt

Um die Kommunikation der Demonstranten zu erschweren und zu verhindern, dass Bilder der Proteste an die Öffentlichkeit dringen, schalteten die Behörden das Internet praktisch komplett ab. Erst vergangene Woche wurde der Zugang schrittweise wieder hergestellt. Seitdem werden immer mehr Videos von Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften publik. Das genaue Ausmaß der Gewalt bleibt unklar.

Nach Angaben der iranischen Führung waren die Demonstrationen mit 200.000 Teilnehmern die größten seit 40 Jahren - also während der iranischen Revolution. Diesmal machten die Menschen zunächst ihrem Unmut Luft, dass mitten in den immer weiter verschärften US-Sanktionen die Benzinpreise drastisch erhöht werden sollen. Dann wurden aber auch Forderungen nach einem Rücktritt der Führung laut.

fab/stu (rtr, afp, dpa)