HSV trennt sich von Labbadia
25. September 2016Für Bruno Labbadia (50) und den Hamburger SV begann die neue Saison in der ersten Fußball-Bundesliga alles andere als ruhmreich. Am Samstag verloren die Hamburger ihr Heimspiel gegen Rekordmeister Bayern München unglücklich mit 0:1. Allerdings war es bereits die vierte Niederlage in Folge. Aus fünf Bundesliga-Spielen holte der HSV nur einen Punkt.
"Dieser Schritt ist angesichts unseres sportlichen Trends notwendig", sagte Klub-Chef Dietmar Beiersdorfer. Die fußballerische Entwicklung entspreche insgesamt nicht den Vorstellungen. Er sei der Überzeugung, dass der Verein jetzt eine Veränderung auf der Trainerposition brauche, "um nach dem enttäuschenden Saisonstart den sportlichen Turnaround zu schaffen".
Beiersdorfer dankte Labbadia für dessen Arbeit in den vergangenen Monaten. "Es bleibt unvergesslich, was er in einer sehr herausfordernden und schwierigen Zeit erreicht hat."
Labbadia richtete sich auf der Facebookseite des HSV an seine Unterstützern. "Es hat mir sehr viel bedeutet, Trainer des HSV sein zu können." Er habe sich jeden Tag mit der Aufgabe identifizieren können. In der Nachricht übernimmt Labbadia die Verantwortung für die sportliche Situation.
Es lag nicht am vergangenen Spiel
Die Leistung des HSV am Samstag war indes kein Grund für eine sofortige Trennung. Gegen die Bayern hatten die Spieler ein leidenschaftliches Bekenntnis für ihren Trainer abgegeben. Es war das beste Saisonspiel der Norddeutschen. "Die Mannschaft ist intakt", sagte Torhüter René Adler, der reihenweise Torchancen der Bayern vereitelt hatte. Kapitän Johan Djourou beteuerte: "Wir stehen zu 100 Prozent hinter dem Trainer."
Einzig Volkes Stimme schien Beiersdorfer am Samstagabend noch zu bremsen, die Trennung zu verkünden. Offenbar sah er es als wenig schicklich an, die sofortige Trennung bekanntzugeben, als zur selben Zeit die Fans Labbadia mit Sprechchören feierten.
Labbadia geht nicht ohne leichten Seitenhieb
Labbadia mischte feine Spitzen in seine Analyse zur Partie und den eigenen Befindlichkeiten. "In 18 Monaten war ich der absolute Ansprechpartner für alles", betonte der nun Ex-Trainer und meinte vermutlich, dass er auch Aufgaben von Beiersdorfer übernehmen musste. Eigentlich wollte der Vereinsboss nach der Trennung von Sportchef Peter Knäbel vor fünf Monaten auch dessen Aufgaben erledigen, bürdete einige aber Labbadia auf.
In dem Wissen, vor seinem womöglich letzten Spiel als Trainer des HSV zu stehen, äußerte sich Labbadia beim TV-Sender Sky vor der Partie gegen die Bayern gelassen: "Es gibt keinen Trainer, der in solchen Situationen nicht der einsamste Mensch ist." Die Umstände seien nichts Besonderes. "Das ist das Los des Trainers."
Munteres Trainer-wechsle-dich
Der Hamburger SV hatte in den letzten zwölf Jahren 14 verschiedene Trainer beschäftigt. Labbadia trainierte die HSV-Spieler bereits von 2009 bis 2010. Zu Beginn seiner zweiten Amtszeit im Frühjahr 2015 rettete er den Traditionsklub vor dem ersten Abstieg der Vereinsgeschichte. Doch von der Euphorie der ersten Wochen und Monate unter Labbadia war zuletzt nicht viel geblieben. Investitionen von mehr als 30 Millionen Euro vor der Saison zahlten sich auf dem Platz bisher nicht aus.
Anfang der kommenden Woche soll der Nachfolger präsentiert werden. Favorit auf den Trainerposten bei den Hanseaten ist Markus Gisdol. Offenbar scheinen sich er und der HSV weitgehend einig zu sein. Der 47-Jährige war auch beim Nordrivalen Werder Bremen gehandelt worden. Gisdol hatte bis zum 26. Oktober 2015 Hoffenheim trainiert.
ust/ml (sid, dpa, Twitter, Facebook)