HRW benennt "mutmaßliche Kriegsverbrechen"
27. Juli 2021Beim jüngsten bewaffneten Gaza-Konflikt im Mai hat es nach Einschätzung der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) auf beiden Seiten Verletzungen des Kriegsrechts gegeben - sowohl durch Israel als auch durch militante Palästinenser. Dabei handele es sich um "mutmaßliche Kriegsverbrechen", teilte die Organisation mit. Im Mai hatte bereits der UN-Menschenrechtsrat das Vorgehen beider Konfliktparteien verurteilt.
Keine militärischen Ziele - "Wahlloser" Raketenbeschuss
Human Rights Watch untersuchte nach eigenen Angaben israelische Angriffe am 10., 15. und 16. Mai, bei denen 62 palästinensische Zivilisten getötet worden seien. Dabei seien keine offensichtlichen militärischen Ziele in der Nähe gewesen. Die Palästinenser wiederum hätten "wahllos" mehr als 4360 Raketen und Mörsergranaten auf israelische Bevölkerungszentren abgefeuert - und damit auf Zivilisten.
Der aktuelle Bericht konzentriert auf die israelischen Aktionen während des elf Tage dauernden Konflikts. HRW kündigte allerdings an, im August noch einen separaten Bericht über die Aktionen der Hamas und anderer militanter palästinensischer Gruppen zu veröffentlichen. Bei den Auseinandersetzungen starben nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza 255 Palästinenser. In Israel gab es nach offiziellen Angaben 13 Todesopfer.
Israel wie Hamas weisen Vorwürfe zurück
Israel äußerte sich bislang nicht zu dem aktuellen Bericht. Das Land weist aber generell alle Vorwürfe von Kriegsverbrechen zurück. Die Armee unternehme alles, um zivile Opfer zu vermeiden, heißt es. Der im Gazastreifen herrschenden Hamas wirft Israel vor, Zivilisten gezielt als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen.
Ein Sprecher der radikalislamischen Organisation wies den Bericht von Human Rights Watch zurück. Er bezeichnete ihn mit Blick auf Israels Besetzung der Palästinensergebiete als unausgewogen.
sti/AR (dpa, afp, ap)