Hongkong: Regenschirme für mehr Demokratie
Versperrte Straßen, blockierte U-Bahnen und viele, viele Regenschirme: In Hongkong legten am Montag zehntausende Menschen ihre Arbeit nieder. Der Generalstreik begann mit einem handfesten Verkehrschaos.
Demonstranten blockieren U-Bahn-Türen
Mit aller Kraft stemmen sich Protestierende gegen die Türen der U-Bahnen. Mitarbeiter der U-Bahn von Hongkong versuchen noch, die Blockaden wieder aufzulösen. Trotzdem kommt es am Montagmorgen zu erheblichen Verzögerungen. Vier U-Bahn-Linien fallen zeitweise sogar komplett aus. Zum Auftakt des Generalstreiks haben es die Demonstranten auf das Hongkonger Verkehrsnetz abgesehen.
Chaotische Szenen auf den Straßen
Nicht nur beim U-Bahn-Verkehr sorgt der Generalstreik für reichlich Verspätungen. Auch auf den Straßen stauen sich die Autos. Der Grund: Protestierende blockieren die Fahrbahnen mit Barrikaden wie hier am Cross-Harbour-Tunnel. Viele Pendler kommen zu spät oder gar nicht zu ihrem Arbeitsplatz.
Mehr als 200 Flüge gestrichen
Auch Flughafen-Mitarbeiter beteiligen sich am Streik. Die Folge: Am Hongkonger Flughafen fallen bis zum Nachmittag über 200 Flüge aus. Regierungschefin Carrie Lam wendet sich am Montagmorgen an die Öffentlichkeit und warnt, die Proteste würden eine "extrem gefährliche Situation" heraufbeschwören.
Polizei nimmt 82 Demonstranten fest
Am Montagnachmittag beginnen in der ganzen Stadt Protestkundgebungen gegen die pekingtreue Führung. Zehntausende Demonstranten versammeln sich auf öffentlichen Plätzen, in Einkaufszentren oder wie hier im Tamar Park. An einigen Orten geht die Polizei weiter mit Tränengas gegen die Protestierenden vor. Bis zum frühen Abend werden 82 Menschen festgenommen.
Regenschirme für mehr Demokratie
Egal ob Regen oder Sonnenschein: Die aufgespannten Regenschirme der Demonstranten sind seit der Regenschirmbewegung 2014 zum Symbol der Protestbewegung geworden. Die Schirme sollen vor Tränengas und Pfefferspray schützen. Außerdem wollen die Demonstranten auf den Videos der Polizei nicht sofort erkannt werden.
Schwerste politische Krise seit 22 Jahren
In der Finanzmetropole Hongkong gibt es seit fast zwei Monaten Kundgebungen mit Hunderttausenden Teilnehmern. Nach Angaben der Hongkonger Polizei sind seit dem 9. Juni 420 Menschen verhaftet worden. Polizisten feuerten rund 1000 Ladungen Tränengas ab. Beobachter sehen in den Protesten die schwerste politische Krise Hongkongs seit der Rückgabe an China vor 22 Jahren.
Sie fordern demokratische Reformen
Helme gegen Schlagstöcke, Schirme gegen Tränengas: Die Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten spitzen sich immer mehr zu. Die Proteste hatten sich an Plänen der Regierung für eine Verordnung entzündet, nach der Beschuldigte nach China ausgeliefert werden könnten. Inzwischen fordern die Demonstranten außerdem den Rücktritt von Regierungschefin Carrie Lam und demokratische Reformen.
Mehr Gewalt auf beiden Seiten
Am Wochenende attackierten Demonstranten einen Mann, der verdeckt Bilder für die Polizei gemacht haben soll. Der Mann musste von Sanitätern behandelt werden. Die Zentralregierung in Peking hat die Ausschreitungen mehrfach scharf verurteilt und die Regierung und die Polizei vor Ort aufgefordert, wieder Ordnung herzustellen.
Liebe im Zeichen des Protests
Protest geht auch friedlich: Henry Tong startet mit gelbem Helm und Warnweste - der typischen Kleidung der Hongkonger Protestierenden - in die Ehe. Passend dazu hält die frisch gebackene Ehefrau Elaine To ein Schild mit der Aufschrift: "Packen wir's gemeinsam an".