Hongkong in Bildern von 1997 bis 2017
Vor 20 Jahren gab Großbritannien seine Kolonie Hongkong an China zurück. Die Volksrepublik sicherte der Sonderverwaltungszone weitreichende Autonomie zu. Freie Wahlen gib es dort bis heute trotzdem nicht.
1997 - Zurück zum "Mutterland"
Punkt null Uhr in der Nacht vom 30. Juni auf den 1. Juli wird Hongkong an China zurückgegeben. Nach 156 Jahren britischer Herrschaft hissen Soldaten der Volksbefreiungsarmee die chinesische Flagge als Zeichen der chinesischen Landeshoheit über Hongkong. Der Vertrag für die Rückgabe der Kronkolonie Großbritanniens wurde bereits 1984 unterzeichnet.
1998 - Drohender Wirtschaftscrash
Kleinanleger beobachten Aktienkurse. Die asiatische Finanzkrise von 1997-98 brachte einige aufstrebende Volkswirtschaften dazu, Handelskontrollen zu verhängen oder Vermögenswerte zu kaufen, um Anleger zu beruhigen. Hongkong überraschte die Märkte im August 1998 mit einer Intervention von 15 Milliarden Dollar, um spekulative Angriffe abzuwehren. Beobachter sagen, das habe die Stadt gerettet.
1999 - Stockende Zusammenführung
Mehr als 100 Demonstranten vom chinesischen Festland fordern in Hongkong eine sofortige Aufenthaltsgenehmigung. 1999 werden die Hoffnungen auf die baldige Zusammenführung vieler Familien zerstört, die durch die Grenze getrennt sind. Zwar hatte das oberste Hongkonger Gericht weitreichende Aufenthaltsrechte gewährt, doch kippte Chinas Regierung die Entscheidung - auf Bitten Hongkongs.
2000 - Erfolg in der Spekulationsblase
Investoren stehen bei der HSBC-Bank an, um Anteile des neuen Start-Ups tom.com kaufen zu können. Als reine Internetfirma erzielte das Unternehmen unter der Leitung des Milliardärs Li Ka-shing kurz vor dem Platzen der Dotcom-Blase einen Erfolg in Hongkong: Beim Börsengang nahm das Unternehmen 100 Millionen US-Dollar ein.
2001 - Rechtsstreit mit spiritueller Gruppe
Anhänger der spirituellen Bewegung Falun Gong haben regelmäßig in Hongkong protestiert, nachdem die Gruppe 1999 auf dem Festland verboten wurde. Sie wurde beschuldigt, Aberglauben zu verbreiten und Menschen psychologisch zu manipulieren. 2002 werden 16 Anhänger für Proteste vor dem Pekinger Verbindungsbüro in Hongkong verurteilt. Das oberste Gericht hebt die Hälfte der Urteile wieder auf.
2002 - Wehklagende Familien
Die Problem der Aufenthaltsgenehmigungen flammt im Jahr 2002 erneut auf, als Hongkong beginnt, rund 4.000 Festland-Chinesen zu deportieren. Diese hatten Verfahren um ihr Bleiberecht in Hongkong verloren. Die sogenannten "Residenzsuchenden" und ihre Unterstützer protestieren. Dieses Bild zeigt Verwandte der chinesischen Migranten, nachdem sie aus einem Park im Zentrum Hongkongs vertrieben wurden.
2003 - Im Griff des Virus
Die lebensgefährliche Viruserkrankung SARS trifft Hongkong schwer - im März 2003 erklärt die Weltgesundheitsorganisation die Krankheit zur Pandemie. In Honkong sterben 299 Menschen an der Lungeninfektion - unter ihnen Tse Yuen-man, eine 35-jährige Ärztin, die sich als eine der ersten freiwillig um SARS-Patienten kümmerte. Bei ihrem Begräbnis erhält sie die höchsten Ehren.
2004 - Frust auf Festlandregierung
Hunderttausende demonstrieren zum siebten Jahrestag der Rückgabe. Der Grund: China verweigert Hongkong für die Jahre 2007 und 2008 ein allgemeines Wahlrecht und bremst so politische Reformen weiter aus. Die Regierung in Peking verfügt auch, dass sie allen Änderungen in Hongkongs Wahlrecht zustimmen muss und verhindert damit quasi alle Bestrebungen nach Demokratie - bis heute.
2005 - Die Fetzen fliegen
Das Treffen der Welthandelsorganisation ist regelmäßig ein Protestziel für Globalisierungsgegner. In Hongkong ist das Ende 2005 nicht anders. Die Polizei setzt Tränengas und Wasserwerfer ein und liefert sich mit Demonstranten einen regelrechten Kleinkrieg vor dem Veranstaltungszentrum, das wie eine Festung geschützt ist.
2006 - Inselstreit mit Japan
China und Japan streiten sich um eine unbewohnte Inselgruppe. Es wird vermutet, dass in der Nähe Öl- und Gasreserven liegen. Ein Boot mit Aktivisten des in Hongkong ansässigen Aktionskomitees zur Verteidigung der Diaoyi-Inseln nähert sich der Hauptinsel bis auf 20 Kilometer, als es von einem japanischen Patrouillenboot des Gebiets verwiesen wird.
2007 - Vergangenheit vs. Moderne
Der Queen's Pier aus der Kolonialzeit wird 2007 zum Politikum. Die Regierung will ihn für Landgewinnung und Straßenarbeiten entfernen. Verärgerte Aktivisten sehen den Pier als historische Stätte und kämpfen für dessen Erhalt. Im August räumt die Polizei ein Camp von Aktivisten und Menschen im Hungerstreik, die dort drei Monate lang ausgeharrt hatten. Der Pier wird im Jahr darauf abgerissen.
2008 - Käfighaltung für Menschen
In die Höhe schießende Grundstückspreise treiben die Mieten nach oben. Tausende Hongkonger ziehen in "Käfigheime". Jede Person besitzt nur knapp 1,4 Quadratmeter. Normalerweise werden acht solcher Drahtquader in einen Raum gequetscht. Bis 2017 lebten schätzungsweise 200.000 Menschen in einem solchen Drahtkäfig oder besaßen nur ein Einzelbett in einer unterteilten Wohnung.
2009 - Gegen das Vergessen
In Schwarz und Weiß gekleidete Hongkonger erinnern mit einer Mahnwache an den 20. Jahrestag der gewaltsamen Niederschlagung der pro-demokratischen Demonstrationen auf dem Tiananmen-Platz in Peking 1989. Der Victoria Park in der Hongkonger Innenstadt verwandelt sich in ein Kerzenmeer.
2010 - Schnellstrecke unerwünscht
In Hongkong hat sich wegen des Mangels an Demokratie und der fehlenden Rechenschaftspflicht der Regierung Unzufriedenheit breit gemacht. Der öffentliche Zorn entlädt sich in Form von Protesten an Plänen der Regierung, eine Strecke für Hochgeschwindigkeitszüge zum Festland zu bauen. Für das Bahnprojekt, das bis heute nicht verwirklicht ist, sollten ein Dorf und Landstriche zerstört werden.
2011 - Protest mit Papier
Eine umstrittene Gesetzesvorlage, die den Mechanismus für Nachwahlen für den Legislativrat wegfallen lässt, löst mehrere Tage lang Proteste vor dem Ratsgebäude aus. Hunderte von Demonstranten werfen Papierflugzeuge mit politischen Botschaften in Richtung des Gebäudes.
2012 - Verhinderter Reformer
Leung Chun-ying (links) legt seinen Eid als Regierungschef der Sonderverwaltungszone vor dem damaligen chinesischen Präsidenten Hu Jintao ab. Er versprach, Wohnraum bezahlbar zu machen und mehr Demokratie in die Stadt zu bringen. Aktuell steigen die Preise für Wohnen trotz Gegenmaßnahmen weiter und politische Reformen stecken fest. Leung Chun-ying trat für eine weitere Amtszeit nicht mehr an.
2013 - Hongkong im Zentrum der Weltpresse
Als die ersten Medienberichte über Edward Snowden und die US-Überwachungsgeheimnisse veröffentlicht werden, befindet sich der IT-Experte in Hongkong. Obwohl die USA seine Auslieferung beantragen, lässt Hongkong Snowden in Richtung Moskau fliegen, wo er Asyl bekommt. Während die einen in Snowden einen mutigen Whistleblower sehen, halten andere ihn für einen Verräter.
2014 - Zweckentfremdung
Zwei Monate lang halten große Demonstrationen Hongkong in Atem. Die Forderung: die völlig freie Wahl des Regierungschefs. Das Markenzeichen: Schirme, die die Demonstranten nutzen, um das Pfefferspray der Polizei abzuwehren. Die "Regenschirm-Revolution" wird zur größten Herausforderung für Chinas Autorität seit der Demokratiebewegung 1989.
2015 - Kein Abseits für Meinungsäußerung
Auch das Fußballspiel zwischen Hongkong und China in der Qualifikationsphase für die Weltmeisterschaft 2018 wird zur Protestbühne. Hongkonger Fans halten Banner mit der Aufschrift "Hongkong ist nicht China" und buhen, während die chinesische Nationalhymne gespielt wird. Die Spannungen sind groß, es ist noch kein Jahr seit den großen Regenschirm-Protesten vergangen. Das Spiel endet 0:0.
2016 - Protestieren bis das Blut fließt
Wieder Proteste in Hongkong. Wieder nutzt die Polizei Pfefferspray und Schlagstöcke. Der Auslöser: Die Behörden hatten versucht, illegale Straßenhändler aus einem Arbeiterviertel zu entfernen. Es sind die schlimmsten Straßenkämpfe seit den Protesten 2014.
2017 - Der Zahn der Zeit nagt
Im King George V Memorial Park, einer der wenigen Parks, die eine Verbindung zur kolonialen Vergangenheit herstellen, überwuchern die Wurzeln eines Banyan-Baumes 20 Jahre nach der Rückgabe der Kolonie an China eine Gedenkplakette. Mehr als nur ein optisches Zeichen?