Ausschreitungen in Honduras
27. November 2013Die Enttäuschung endete in Ausschreitungen: hunderte Demonstranten machten ihrer Wut auf den Straßen der Hauptstadt Tegucigalpa Luft. Es flogen Steine auf Polizeibeamte. Die Sicherheitskräfte reagierten mit Schlagstöcken und Tränengas.
Die Demonstranten erheben Betrugsvorwürfe, weil ihre Kandidatin von der Linkspartei, Xiomara Castro, laut Wahlamt nach der vorläufigen Auszählung der Stimmen die Verliererin der Präsidentschaftswahl ist. Den Angaben zufolge erhielt sie lediglich 28,92 Prozent der Stimmen, der konservative Kandidat Juan Orlando Hernández dagegen 34,08 Prozent. Für die Wahl zum Staatsoberhaupt reicht in Honduras eine einfache Mehrheit.
Castro spricht von Betrug
Hernández war bisher Parlamentspräsident. Der 45-Jährige hatte im Wahlkampf versprochen, dass er im Fall seines Sieges 5000 Militärpolizisten und Soldaten in den Kampf gegen die notorische Kriminalität schicken werde. Hernández steht den Putschisten nahe, die 2009 den damaligen linksliberalen Präsidenten Manuel Zelaya aus dem Amt hoben. Seine Konkurrentin Xiomara Castro von der Linkspartei ist die Ehefrau von Zelaya. Sie propagierte im Wahlkampf die Idee eines "demokratischen Sozialismus".
Castro erkennt das Ergebnis nicht an und spricht von Betrug. Ex-Präsident Zelaya drohte, "die Wahl auf der Straße zu verteidigen". Auch der Kandidat der Antikorruptionspartei PAC, Salvador Nasralla, zweifelt die Auszählung der Wahlkomission an.
Diese wird von Hernández regierender Nationaler Partei (PN) und der Liberalen Partei (PL) beherrscht. Die beiden rechtsgerichteten Traditionsparteien regieren Honduras seit 1902 - unterbrochen von Militärdiktaturen - im Wechsel.
Keine Unregelmäßigkeiten festgestellt
Internationale Beobachter beschrieben die Abstimmung hingegen als transparent und demokratisch. Die vorläufigen Ergebnisse seien glaubwürdig, teilten die Beobachter der Europäischen Union und der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) am Dienstag mit. Die Wahlen seien in einem friedlichen Umfeld abgehalten und bei der Stimmenauszählung seien keine Unregelmäßigkeiten festgestellt worden.
Mehrere Staaten Lateinamerikas - Kolumbien, Guatemala, Panama und Costa Rica - gratulierten dem Hernández bereits zu seinem Sieg. Auch der nicaraguanische Präsident Daniel Ortega erkannte den Konservativen als Sieger an.
Massive Sicherheitsvorkehrungen
Rund 5,4 Millionen Honduraner waren am Sonntag zu den Urnen gerufen. Gleichzeitig mit der Abstimmung über das neue Staatsoberhaupt fanden unter einem großen Sicherheitsaufgebot auch Parlaments- und Kommunalwahlen statt. 25.000 Polizisten und Soldaten waren im Einsatz.
cw/wl (dpa, afp)