Foto-Ausstellung:UN zeigt Holocaust-Überlebende
23. Januar 2018Schon vor dem UN-Gebäude in New York blicken sie den Besucher an: Mannshohe Porträts von Menschen, die eines gemein haben - sie sind Holocaust-Überlebende. Sie wurden von den Nationalsozialisten eingesperrt, ihre Familienmitglieder und Freunde ermordet. Nun blicken die Gesichter in die Eingangshalle des Hauptgebäudes der Vereinten Nationen, wo täglich hunderte Menschen vorbeikommen.
Der Mannheimer Fotograf Luigi Toscano stellt sie gemeinsam mit der Berliner Gedenkstätte der Wannseekonferenz bei der UN aus. Die Schau heißt "Survivors, Victims, Perpetrators" (Überlebende, Opfer, Täter) und läuft bis zum 28. Februar. Aufsehen erregt sie unter den New Yorkern schon jetzt. Zu den Gesichtern gesellen sich 13 Tafeln, die an die Wannseekonferenz von 1942 erinnern, auf der die Organisation des nationalsozialistischen Massenmords besprochen wurde.
Die Portraits sind kraftvoll, die Blicke der Porträtierten eindringlich, ihre Gesichter ungeschminkt. So blicken etwa die blassblauen Augen von Gertrut Roche die Betrachter an. Die 1929 in Polen geborene Frau trägt einen rosafarbenen Ohrring und eine schmale Kette. Marcel D. wurde fünf Jahre später ebenfalls in Polen geboren, in seinem Blick liegt etwas Mildes. Andrzej Korczak-Branecki, 1930 in Warschau zur Welt gekommen, reißt die Augen weit auf und kneift den Mund zusammen.
Seit drei Jahren fotografiert Luigi Toscano Holocaust-Überlebende und ist dafür in sechs Länder auf der ganzen Welt gereist. Mehr als 200 Aufnahmen Holocaust-Überlebender sind so bisher entstanden. Aber auch Sinti und Roma, politisch Verfolgte, Homosexuelle und Zwangsarbeiter fotografiert Toscano. Mit seinen Fotos bei den Vereinten Nationen will er nun aufklären - und erinnern. Denn, "wenn man die Vergangenheit vergisst", sagt er, "ist man verdammt, sie zu wiederholen."
sd/bb (dpa/Gedenkstätte der Wannsee-Konferenz)