Holocaust: "Briefe nach Breslau" - eine Familiengeschichte
Maya ist die Tochter der Holocaust-Überlebenden Anita Lasker-Wallfisch. Auschwitz war für sie ein Synonym, darüber gesprochen wurde zu Hause nicht. Ihr aktuelles Buch erzählt die bewegende Familiengeschichte.
Eine glückliche Familie (1931)
"Liebe Großeltern, was für ein Glück ich doch habe. Es gibt ein umfangreiches, wunderbares Familienarchiv mit Aufnahmen von euch und eurem Leben in Breslau. Am liebsten würde ich in den Fotos versinken", schreibt Maya Lasker-Wallfisch zu Beginn ihres Buches "Briefe nach Breslau". Foto: Die Großeltern mit ihren Töchtern, (v.l.n.r.) Renate, Anita (Mayas Mutter) und Marianne beim Sonntagsausflug.
Das Drei-Mädel-Haus (1929)
Die drei Schwestern wachsen gut behütet in einem bürgerlichen Elternhaus in Breslau auf. Die Eltern sind nicht sehr religiös, musische Bildung ist ihnen für ihre aufgeweckte Töchter wichtiger. Anita (Bildmitte), die Mutter von Maya Lasker-Wallfisch erzählte später, sie sei als Kind sehr ”unjüdisch” aufgewachsen.
Vater als Zentrum der Familie (1931)
Anita (re) ist die jüngste der drei Töchter. Der Vater ist Rechtsanwalt, erfolgreich, und ein ehrenwertes Mitglied der Breslauer Gesellschaft. Die Mutter ist eine begabte Violinistin und gibt ihr musikalisches Talent an ihre Kinder weiter. Schon früh bekommt Anita Cello-Unterricht, es fällt ihr leicht zu lernen. 1938 wird sie in Berlin Schülerin des bekannten Cellisten Leo Rostal.
Bedrohte Existenz (1939)
Das Familienleben der Laskers wird zunehmend von den Drangsalierungen der Juden in Breslau bedroht. Vater Alfons bekommt Berufsverbot, erste Verhaftungen finden statt. Marianne (li), die Älteste, kann 1939 als Begleitung eines jüdischen Kindertransportes nach England ausreisen. 1942 werden die Eltern deportiert und von den Nazis ermordet, Anita und Renate von der Gestapo verhaftet.
Nach der Befreiung 1945
Die Schwestern sehen sich in Auschwitz wieder - durch Zufall. Beide überleben die Todesfabrik der Nazis: Anita als Cellistin im Lagerorchester, Renate als Botin für die SS. Ende 1944 werden beide mit anderen Häftlingen ins KZ Bergen-Belsen gebracht und im April 1945 von britischen Truppen befreit. Sie bleiben die ersten Monate noch im Lager (vorne links: Anita).
Nachkriegs-Leben in London
Mit ihrem Cello-Spiel konnte Anita Lasker (li) ihr Leben und auch das ihrer Schwester Renate (re) retten. Nachdem sie 1946 nach England ausgewandert ist, macht sie die Musik zu ihrem Lebensinhalt und begründet das English Chambers Orchestra. Am Londoner College lernt sie ihren Mann Peter Wallfisch kennen, der auch aus Breslau stammt - Mayas Vater. Hier die drei Schwestern in London.
Drei Generationen Lasker-Wallfisch
1994 reist Anita Lasker-Wallfisch (re: Enkel Simon) zum ersten Mal wieder nach Deutschland, eingeladen als Holocaust-Überlebende. In ihrer Familie hatte sie nie über ihre Erlebnisse in Auschwitz gesprochen. Tochter Maya (li) wuchs mit bedrückenden Schweigen auf. Erst mit ihrem Buch ”Briefe nach Breslau” (2020), das sie den Großeltern gewidmet hat, konnte sie sich das von der Seele schreiben.