Hollywoods Beau wird 70: Richard Gere
Er war der "Mann für gewisse Stunden" und ein "Offizier und Gentleman". Richard Gere galt als schönster Mann Hollywoods. Aufsehen erregt er auch immer wieder mit seinem sozialen Engagement. 2017 traf er Angela Merkel.
Durchbruch: "Days of Heaven"
1949 in Philadelphia geboren, beginnt der junge Schauspieler seine Karriere mit kleineren Bühnenauftritten. 1975 steht er erstmals vor der Kamera. Drei Jahre später feiert er einen ersten Kinoerfolg. In Terrence Mallicks in wunderschönen Bildern schwelgendem Texas-Drama "Days of Heaven" spielt Gere an der Seite von Brooke Adams einen jungen Feldarbeiter. Gere überzeugt mit jugendlichem Charisma.
Image-Rolle: "Ein Mann für gewisse Stunden"
Nur zwei Jahre später spielt Richard Gere die Hauptrolle in einem Film von Regisseur Paul Schrader, die ihn in die erste Reihe Hollywoods katapultiert. In "Ein Mann für gewisse Stunden" mimt Gere einen Edel-Callboy. Der Schauspieler gilt als perfekte Besetzung. Der Auftritt führt auch dazu, dass Gere von nun an gegen ein Image zu kämpfen hat: das des schönen, aber auch etwas glatten Schönlings.
In Uniform: "Ein Offizier und Gentleman"
Sein nächster Film verfestigt dieses Image zum Teil. Zwar spielt Gere in "Ein Offizier und Gentleman" von Taylor Hackford einen jungen Soldaten in der harten Military-Ausbildung, doch wirkt er in vielen Szenen etwas deplatziert - zu schön und smart. In schmucker Offiziers-Uniform und im Liebesgeplänkel mit seiner Filmpartnerin Debra Winger hingegen steht Richard Gere seinen Mann.
Oft nackt: "Atemlos"
Auch Geres folgender Film "Atemlos" rundet das Image des Schauspielers ab, der sich die Rollen auf einem ersten Karrierehöhepunkt nun aussuchen kann. In der Neuverfilmung von Jean-Luc Godards "Außer Atem" zeigt Gere in "Atemlos" (1982) viel Körper. Ein Kritiker schreibt: "Richard Gere als brünstiger Rockabilly Punk, meist halbnackt oder nackt, fingerschnippend, hüftwackelnd, schulterrollend."
Größere Vielfalt: "Cotton Club"
In den folgenden Jahren bemüht sich Richard Gere um eine größere Rollenvielfalt - wohl auch, um nicht ewig auf das Image des schönen Hollywood-Beaus festgeschrieben zu werden. Die Zusammenarbeit mit Regisseur Francis Ford Coppola kommt da gerade recht. Aber natürlich ist Gere in der Rolle eines Jazz-Trompeters in dem Musik- und Gangsterfilm "Cotton Club" vor allem eines: smart, schick, elegant.
Biblisch: "König David"
Auch Richard Geres nächster Auftritt passt zu diesem erweiterten Rollenspektrum. Der Amerikaner schlüpft im Film des australischen Regisseurs Bruce Beresford in die Rolle des biblischen König David. Der Film hält sich recht eng an die Erzählung aus der Bibel. Doch für Gere wird die versuchte Image-Erweiterung zum Flop: 1986 wird er für die Goldene Himbeere zum schlechtesten Schauspieler nominiert.
Großartig: "Internal Affairs"
Mitte der 80er Jahre scheint es, als ob Gere seine besten Zeiten schon hinter sich hat. Er ist zwar immer noch ein Star, doch scheinen seine schauspielerischen Möglichkeiten begrenzt. Und mit zunehmendem Alter kann er nicht mehr auf jugendliches Charisma setzen. Doch 1990 gelingt ihm im Film "Internal Affairs" des Briten Mike Figgis ein bemerkenswerter Auftritt als korrupter Cop.
Pretty Man in "Pretty Woman"
Gleich im Anschluss an die düstere Rolle in "Internal Affairs" feiert Richard Gere dann im Kassenknüller "Pretty Woman" doch wieder ein "Comeback" als "schönster Mann Hollywoods". An der Seite von Julia Roberts spielt er einen ebenso sanften wie charmanten Milliardär mit großem Herzen. Mit leicht ergrautem Haar startet der nun 41-jährige Schauspieler noch einmal durch.
Asien-Liebe: "Rhapsodie im August"
Mit seinem nächsten Film überrascht Gere viele Filmexperten. Er ruht sich nicht auf seinem durch "Pretty Woman" aufgefrischten Rollen-Image aus, sondern spielt in "Rhapsodie im August" des japanischen Regisseurs Akira Kurosawa mit. Die Rolle ist Ausdruck von Richard Geres wachsendem Interesse für die Kultur Asiens und buddhistisches Denken. Ende der 70er Jahre war Gere erstmals nach Nepal gereist.
Bipolar: "Mr. Jones"
Zu einer zweiten Zusammenarbeit mit Mike Figgis kommt es 1993. In "Mr. Jones" setzt der Regisseur den Amerikaner als manisch-depressiven Protagonisten ein, der ein Verhältnis zu seiner Ärztin (Lena Olin) hat. An Geres Spiel scheiden sich die Geister. Die Fans des Schauspielers sind begeistert von dessen exzessivem Auftritt, anderen erscheint sein Spiel zu manieriert.
Immer noch pretty: "Die Braut, die sich nicht traut"
Neun Jahre nach dem Welterfolg "Pretty Woman" treffen die beiden Hauptdarsteller in der romantischen Komödie "Die Braut, die sich nicht traut" wieder aufeinander. Kommerziell gelingt das Projekt, der Film spielt viel Geld ein. Von der Kritik allerdings wird "Die Braut, die sich nicht traut" überwiegend zerrissen: Als "dümmlich" bezeichnete US-Starkritiker Roger Ebert den Film.
Paraderolle? "Dr. T and the Women"
Im Folgejahr spielt Richard Gere wieder eine Rolle, die ihm auf den Leib geschneidert scheint: die eines charmanten Frauenarztes. Independent-Regie-Ikone Robert Altman begibt sich für den Film über einen Arzt zwischen beruflichen Anforderungen und privaten Turbulenzen auf für ihn ungewohntes leichteres Terrain. Gere macht seine Sache gut, doch der Film ist kein Höhepunkt im Schaffen Altmans.
Liebe zum Buddhismus: Richard Gere
Gere spielt in den Folgejahren weiter regelmäßig in Filmen mit, meist Routineproduktionen, manche davon erfolgreich an den Kassen, manche nicht. Aufsehen erregt er dagegen mit seinem humanitären Engagement. Hervorstechend dabei vor allem die von Gere intensiv gepflegte Freundschaft mit dem Dalai Lama. Gere ist seit Beginn der 90er Jahre Buddhist und setzt sich für die Unabhängigkeit Tibets ein.
Plausch mit Angela Merkel
Auch andere öffentliche Auftritte verdeutlichen das politische Interesse Richard Geres. 2017 nutzte der Schauspieler einen Einladung zu den Berliner Filmfestspielen zu einem Treffen mit Kanzlerin Merkel. Doch nicht bei allen kommt Geres Engagement gut an. So überschüttet Italiens Innenminister Matteo Salvini Gere im August 2019 wegen dessen Flüchtlingshilfe im Mittelmeer mit Spott und Häme.
Gepflegt: "The Dinner"
Der 2017 auf der Berlinale präsentierte Film "The Dinner" ist der vorerst letzte Film mit Gere, der weltweit in die Kinos kommt. Anschließend dreht er nur noch einen Film, der beim Festival in Toronto gezeigt wird, sowie eine Serie. Am 31.August feiert der Schauspieler seinen 70. Geburtstag - und mittlerweile hat der Beau von einst das Image eines "elder statesman".