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Politik

Hollande erinnert an Roma-Verfolgung

29. Oktober 2016

Die Ereignisse liegen mehr als 70 Jahre zurück. Doch für das Selbstverständnis der "Grande Nation" sind sie elementar. Wenn Frankreich jetzt seine Schuld anerkennt, wirkt das auch auf die Gegenwart zurück.

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Frankreich Hollande erkennt Verantwortung bei Roma-Verfolgung an (AFP/Getty Images)
Bild: Getty Images/AFP/J.-S. Evrard

Präsident François Hollande hat als erstes Staatsoberhaupt die Verantwortung Frankreichs bei der Verfolgung tausender Roma während des Zweiten Weltkriegs anerkannt. Die französische Republik erinnere sich eines Dramas, das allzu lange verdrängt und vergessen worden sei, sagte Hollande in Montreuil-Bellay.

Tausende von Männern, Frauen und Kindern seien interniert worden, nur weil sie anders gewesen seien und zum "fahrenden Volk" gehört hätten, erklärte Hollande in Gedenken an die Befreiung der letzten Roma vor 70 Jahren.

Hunger und Krankheiten

In Montreuil-Bellay in der Nähe der Loire-Stadt Saumur im Westen Frankreichs befand sich das landesweit größte Internierungslager. Insgesamt wurden in Frankreich 31 Lager für Roma eingerichtet, in denen von 1940 bis 1946 zwischen 6000 und 6500 Menschen untergebracht waren.

Schon 1912 war die neue Bevölkerungskategorie "Nomaden" eingeführt worden, die sich ausschließlich auf "Tsiganes", also sogenannte "Zigeuner", bezog. Die Internierungen ab 1940 fanden sowohl in der von Deutschen besetzten Zone als auch in der unbesetzten Zone statt. Viele Roma mussten Zwangsarbeit leisten. In den Lagern litten viele Insassen unter Hunger und Krankheiten. Die letzten von ihnen wurden im Jahr 1946 befreit, knapp zwei Jahre nach Ende der deutschen Besatzung.

Doch bis heute ist der Umgang mit der Roma-Bevölkerungsminderheit in Frankreich ein höchst umstrittenes Thema. Erst im Mai hatte der Menschenrechtsbeauftragte des Europarats, Nils Muiznieks, neben anderen Staaten auch die Regierung in Paris aufgefordert, in diesem Punkt die Europäische Menschenrechtskonvention strikt umzusetzen.

jj/sti (dpa, afp)