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Hohes Katastrophenrisiko an der Küste

12. September 2012

Erdbeben, Überschwemmungen, Wirbelstürme: Viele tropische Küsten- und Inselstaaten haben zunehmend unter Naturkatastrophen zu leiden. Nicht nur der Klimawandel ist dafür verantwortlich, sondern auch Umweltzerstörungen.

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Zwei Philippinen waten in Manila durch überflutete Straßen (Foto: Reuters)
Philippinen Überschwemmungen in ManilaBild: Reuters

Zwischen 2002 und 2011 zählten Statistiker mehr als 4000 Naturkatastrophen. Mehr als eine Million Menschen kamen dabei ums Leben. Besonders die Einwohner tropischer Küsten- und Inselstaaten sind betroffen, wie aus dem "Weltrisikobericht" hervorgeht, der in Bonn vom "Bündnis Entwicklung hilft" vorgestellt wurde - einem Zusammenschluss von fünf deutschen Hilfswerken, unter ihnen die Welthungerhilfe.

Risiko-Index für 173 Länder

Zentraler Bestandteil des "Weltrisikoberichts" ist ein von der Universität der Vereinten Nationen (UNU-EHS) erstellter Risiko-Index. Darin wird die potenzielle Gefährdung von insgesamt 173 Staaten untersucht, Opfer einer durch ein Naturereignis ausgelösten Katastrophe wie Erdbeben, Dürre, Stürme oder Überflutungen zu werden.

"Das Risiko eines Landes, Opfer einer Katastrophe zu werden, hängt entscheidend vom Zustand der Gesellschaft ab", sagte der Geschäftsführer des "Bündnisses Entwicklung hilft", Peter Mucke. Maßgeblich seien die sozialen, ökonomischen und institutionellen Bedingungen. Auch durch Umweltzerstörungen erhöhe sich das Risiko einer Naturkatastrophe deutlich. Mucke kritisierte, der Zusammenhang zwischen Umweltzerstörung und Katastrophenrisiko sei von Politikern bislang zu wenig beachtet worden.

"Grüne Lösungen" gefordert

Der amerikanische Meeresbiologe Michael W. Beck von der Umweltschutzorganisation "The Nature Concervancy" warnte, durch die immer weitere Besiedelung der Küstenräume seien die Lebensräume an der Küste und im Meer in Gefahr. Weltweit seien bereits bis zu 85 Prozent der Austernriffe zerstört, ebenso wie 30 bis 50 Prozent des Marschlandes und der Mangrovenländer.

Als Konsequenz forderte das "Bündnis Entwicklung hilft", mehr in "grüne Lösungen" des Katastrophenschutzes zu investieren - etwa in den Ausbau von Feuchtgebieten, Mangroven, Korallen- oder Austernriffen. Diese wirkten nachhaltiger gegen Flutkatastrophen als "graue Lösungen" wie Deiche oder Wellenbrecher aus Beton.

Taifun "Haiku" wütet in Ostchina (Foto: "picture-alliance/photoshot)
Ostchina wurde Mitte August 2012 vom Taifun "Haiku" heimgesuchtBild: picture-alliance/photoshot

Vanuatu ist am stärksten gefährdet

Die Regionen mit den größten Katastrophenrisiken liegen laut dem Index in Ozeanien, Südostasien, in der südlichen Sahelzone und insbesondere in Mittelamerika und in der Karibik. Unter den 15 Ländern mit dem höchstem Risiko weltweit sind gleich acht Inselstaaten. Am brisantesten ist die Lage demnach im Inselstaat Vanuatu im Südpazifik. Das Land werde zum einen am häufigsten von Naturgewalten erschüttert, zum anderen fehle es dort an dringend notwendigen Sicherheitsvorkehrungen, so das kritische Urteil des Berichts. Nach Vanuatu folgen im Risiko-Index auf den Plätzen zwei bis fünf Tonga, die Philippinen, Guatemala und Bangladesch.

Malta und Katar sind am sichersten

Das geringste Katastrophenrisiko besteht laut dem Bericht in Malta und Katar. Auch Deutschland hat in der Hinsicht auf Naturkatastrophen wenig zu befürchten: Die Bundesrepublik belegt Rang 146 von 173 und ist damit in der niedrigsten der fünf Risiko-Klassen.

Für den Weltrisiko-Index wurden neben der akuten Katastrophengefährdung durch die geografische Lage des Landes drei weitere Punkte berücksichtigt: die Anfälligkeit in Form von mangelnder Infrastruktur oder Ernährung, das Vermögen zur Bewältigung von Katastrohen - etwa medizinische Versorgung oder Frühwarnsysteme - sowie die Anpassung der Länder an solche Katastrophen.

kis/wl (dpa, dapd, kna, epd)